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Sport: Offener Schlagabtausch

Nada streitet um ihre Spitze und deren Entlohnung

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Berlin - Doping gefährdet die Glaubwürdigkeit des Sports, aber im Moment kämpfen die höchsten Dopingkontrolleure der Republik erst einmal um ihre eigene Glaubwürdigkeit. Hinter den Kulissen der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) spielt sich gerade ein Machtkampf zwischen neuer Führung und alten Vorstandsmitgliedern ab. Bei der Kuratoriumssitzung der Nada an diesem Samstag in Frankfurt am Main wird es zum offenen Schlagabtausch kommen.

Im Wesentlichen geht es um die Frage der Unabhängigkeit. „Jetzt ist die Nada im Sport angekommen, da, wo richtig gemauschelt wird“, sagt Dirk Clasing, der stellvertretende Vorsitzende der Agentur. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen den neuen Vorsitzenden Armin Baumert. Der war viele Jahre Leistungssportchef des Deutschen Sportbundes. In einem Konzeptpapier schlägt Baumert vor, dass Maßnahmen der Nada „mit ausgewählten Vertretern der Spitzensportverbände und Athleten-Vertreter evaluiert“ werden. Das wurde sogleich als Anknüpfung an die Seilschaften des Sports gewertet.

Baumert verteidigt diese Strategie jedoch: „Die Vorwürfe sind absurd. Es kann auch der unabhängigen Nada gut tun, dass da jemand sitzt, der weiß, wie das System Spitzensport verästelt ist.“ Die Auseinandersetzung mit seinem bisherigen Stellvertreter hat sich dennoch zugespitzt. Clasing ist bereits von Baumert zum Rückzug aufgefordert worden. Doch der Mediziner wehrt sich: „Man soll mir mal nachweisen, welche Fehler ich in meinem Zuständigkeitsgebiet Medizin gemacht habe.“

Baumert und der Kuratoriumsvorsitzende Michael Hölz bestehen jedoch auf der Verantwortung des gesamten ehemaligen Vorstands beim nachlässigen Umgang mit versäumten Dopingkontrollen im vergangenen Jahr. „Das ist Sippenhaft“, zetert Clasing, „wenn wir alle zurücktreten, ist dieser Verein tot.“ Gemeinsam mit Clasing sind auch Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, und der Rechtsanwalt Markus Hauptmann zum Rückzug aufgefordert worden. Hans-Hubertus Schröder ist bereits zurückgetreten. „Ich erwarte, dass wir eingeladen werden und rechtliches Gehör finden“, fordert Clasing nun vor der Kuratoriumssitzung.

Baumert dagegen muss sich für ein Gehaltsmodell rechtfertigen. Der Vorstand der Nada arbeitet eigentlich ehrenamtlich. Weil Nada-Geschäftsführer Roland Augustin jedoch von seinen Aufgaben entbunden wird, soll Baumert hauptamtlich eingreifen. So hat es sich das Kuratorium der Nada von ihm gewünscht. Nur wie jemanden bezahlen, der nach der Satzung ehrenamtlich arbeiten soll? Also hat Baumert angeboten, 30 000 Euro über seine Beratungsagentur KIS abzurechnen. Das wurde erst vom Vorstand am Montag beschlossen, einen Tag später jedoch wieder zurückgenommen. Jetzt soll gleich eine ganze Strukturreform umgesetzt werden, die eine Bezahlung für Vorstandsmitglieder generell ermöglicht.

Seit dem 1. März fährt Armin Baumert auch einen Dienstwagen auf Kosten der Nada. „Wenn ich jede einzelne Fahrt für die Nada nach den üblichen Sätzen abgerechnet hätte, dann hätte das die Nada mindestens genauso viel gekostet wie die jetzige Lösung“, sagt Baumert. Seine nächste Dienstfahrt führt Baumert nun zu einer ungemütlichen Kuratoriumssitzung.

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