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Agnes Keleti bei den Olympischen Spielen 1956.

© IMAGO/TopFoto

Olympiasiegerin Keleti im Alter von 103 Jahren verstorben: Ein Leben wie ein Hollywood-Film

Sie überlebte den Holocaust und wurde zur Legende im Sport: Agnes Keleti. Nun ist sie im Alter von 103 Jahren verstorben.

Von Andras Rostovanyi

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Die Schoah-Überlebende und Olympiasiegerin Agnes Keleti ist im Alter von 103 Jahren verstorben. Keleti starb am Donnerstag in einem Krankenhaus in Budapest, wie ihr Pressesprecher Tamas Roth der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Roth bestätigte damit einen Bericht der lokalen Sportzeitung „Nemzeti Sport“.

Keleti war vergangene Woche mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ihr Sohn Rafael Biro-Keleti hatte zu diesem Zeitpunkt noch gehofft, gemeinsam mit seiner Mutter deren 104. Geburtstag am 9. Januar feiern zu können.

Die Lebensgeschichte der Turnerin liest sich wie das Drehbuch für einen Hollywood-Film: Als Ungarns erfolgreichste Turnerin gewann sie zehn olympische Medaillen bei den Spielen in Helsinki (1952) und Melbourne (1956), fünf davon golden.

Ich bin nicht angetreten, weil es mir Spaß gemacht hat, sondern weil ich die Welt sehen wollte.

Agnes Keleti, fünfmalige Olympiasiegerin im Turnen

Ihre Motivation war nach eigenen Angaben weniger die Suche nach Ruhm als die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen, jenseits des Eisernen Vorhangs. „Ich bin nicht angetreten, weil es mir Spaß gemacht hat, sondern weil ich die Welt sehen wollte“, sagte sie AFP im Jahr 2016.

Am 9. Januar 1921 in Budapest als Agnes Klein geboren, änderte sie ihren Nachnamen später in das ungarischer klingende Keleti. 1940 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von der Teilnahme an Sportwettkämpfen ausgeschlossen.

Nach der Besetzung Ungarns durch Deutschland im März 1944 entging sie der Deportation in ein Todeslager, indem sie all ihr Hab und Gut gegen eine falsche Identität eintauschte. Sie versteckte sich auf dem Land, wo sie als Haushaltshilfe arbeitete und heimlich in ihrer Freizeit am Ufer der Donau trainierte. Ihr Vater und mehrere weitere Familienmitglieder wurden in Auschwitz getötet.

Wie viele ungarische Athleten kehrte sie 1956 nicht von den Olympischen Spielen in Melbourne in ihre Heimat zurück. Stattdessen zog sie nach Israel, heiratete, arbeitete als Sportlehrerin und trainierte die israelische Nationalmannschaft. In dieser Funktion konnte sie 1983 erstmals in das kommunistisch regierte Ungarn zurückkehren. 2015 zog sie zurück in ihre Heimat.

Wenige Wochen vor ihrem 100. Geburtstag sagte sie gegenüber AFP: „Es hat sich gelohnt, etwas Gutes im Leben zu tun, wenn man die Aufmerksamkeit bedenkt, die mir zuteilwurde. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich all die Artikel sehe, die über mich geschrieben wurden.“ (AFP)

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