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Er soll den deutschen Fußball einigen, aber an Reinhard Grindel scheiden sich die Geister.

© dpa

Künftiger DFB-Präsident Reinhard Grindel: Profifußball fühlt sich von Amateuren überrumpelt

Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel spaltet den DFB schon bevor er sein Amt überhaupt angetreten hat. Während die Amateure frohlocken, fühlt sich die Bundesliga brüskiert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Johannes Nedo

Öffentlich treten Rainer Koch und Reinhard Rauball derzeit als unzertrennliches Duo auf. Die beiden Interimspräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – Koch als Vertreter der Amateure, Rauball als Vertreter der Profis – beteuern beständig, wie sehr der DFB nun Einigkeit zeigen müsse, besonders in der Aufklärung der Affäre um die WM 2006.

Doch so einig wie sich Koch und Rauball zeigen, sind die Lager innerhalb des DFB absolut nicht. Ganz im Gegenteil. Sie stehen sich erbittert gegenüber, und so wird auch die DFB-Präsidiumssitzung an diesem Freitag in Frankfurt am Main wohl alles andere als freundlich ablaufen. Denn das Amateurlager hat die Profivertreter überrumpelt. Am Dienstag haben die Chefs der Landes- und Regionalverbände einstimmig den Schatzmeister und CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Grindel als Kandidaten für die Nachfolge des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach vorgeschlagen. Und da die Amateure bei der Wahl zwei Drittel der Stimmen besitzen, stellen Koch und Co. es schon so dar, als ob daran nichts mehr zu rütteln sei.

Das erzürnt die Chefs der Bundesliga-Klubs. Empört schimpft Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Wir fühlen uns brüskiert. Für den gesamten Fußball ist das eine sehr unschöne Geschichte“, sagte er im Kicker. Er habe mit vielen Vereinschefs über das Vorpreschen des Amateurlagers gesprochen und selten so eine Einigkeit erlebt. Das Profi-Lager fühlt sich bei dieser wichtigen Diskussion ausgeschlossen und will das nicht auf sich sitzen lassen. „Man sollte die Möglichkeiten des Profifußballs nicht unterschätzen“, betonte Watzke.

Droht nun demnächst ein Boykott der Klubs gegenüber der Nationalmannschaft? Wahrscheinlich nicht. Aber das Profi-Lager wird all seine Druckmittel ausschöpfen, um doch noch Mitsprache bei der Präsidentenfindung zu bekommen. Es könnte auf einen langen Konflikt hinauslaufen - dabei hat der DFB so viel Wichtigeres zu tun.

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