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Sport: Ringen um 3500 Euro

Woran Rekordmeister Schifferstadt gescheitert ist

Am Dienstagabend um 20.30 Uhr wurde es im Geschäftszimmer des VfK Schifferstadt in der Sportschule des Landessportbundes Rheinland-Pfalz noch einmal laut. Der geschäftsführende Vorstand des verschuldeten Ringer-Rekordmeisters rang um eine Entscheidung. Um 20.45 Uhr war das Ende nach 42 Jahren in der Bundesliga endgültig besiegelt – der VfK hatte sich finanziell selbst geschultert.

Die vom Deutschen Ringer-Bund geforderte Erklärungsfrist war schon eine Dreiviertelstunde überschritten, als zwei Mitglieder des Vorstandes die Tür öffneten. „Wir ziehen unsere Mannschaft zurück“, verkündete Claus Litz, der wie sein Vorstandskollege Jürgen Obermann die Finanzierungslücke im laufenden Etat auf 3500 Euro bezifferte. 50 000 Euro hätte der Verein nach ihren Angaben benötigt, um die Saison zu beenden. Auf der verzweifelten Suche nach Sponsoren hat der VfK den Wettkampf gegen die Zeit verloren, trotz der Teilerfolge wagte es niemand mehr zu pokern. 3500 Euro, das ist eine lächerliche Summe angesichts von 128 000 Euro Schulden des Vereins und der 80 000 Euro, mit denen die für den Lizenzringerbetrieb verantwortliche Sportmanagement GmbH im Minus steht.

Bei dem Traditionsverein war schon vor langer Zeit das finanzielle Chaos ausgebrochen. Dass der VfK überhaupt die Lizenzen für seine insgesamt neun ausländischen Ringer erhalten hat, verdankte er einem Speyerer Unternehmen, das die fälligen Gebühren von 8000 Schweizer Franken an den Europäischen Ringerverband gespendet hatte. In der Bundesliga war die 100 000 Euro teure Mannschaft nur noch Mittelmaß, hatte aber wenigstens die Zwischenrunde erreicht.

Die überwiegend bulgarischen Ringer wurden meist mit geliehenem Geld von Kampf zu Kampf bezahlt, hatten laut Martin Volk, Geschäftsführer der Sportmanagement GmbH, aber stets nur 70 bis 80 Prozent der jeweils vereinbarten Summe erhalten. Die Suche nach neuen Sponsoren blieb erfolglos, auch das Interesse der Zuschauer ließ deutlich nach. Der Schnitt sank von 500 auf 220.

„Es war ein Riesenfehler, nach der Sanierung 2004 keinen Schnitt zu machen und so viel Geld in die Mannschaft zu investieren. Es war auch ein Fehler, ohne Substanz in die jetzige Runde zu gehen“, sagt Volk. Vor drei Jahren hatte der VfK weit höhere Schulden als jetzt – 500 000 Euro – durch einen Vergleich getilgt. Hauptgläubiger war damals das Finanzamt. In der Saison 2005/2006 scheiterte der VfK bereits im Viertelfinale am 1. Luckenwalder SC – laut Volk fehlten durch das Verpassen des Finales 120 000 Euro. Das war der Anfang vom Ende. Der VfK und seine GmbH stehen nun vor der Insolvenz, mit einem neuen Verein soll der Ringersport in Schifferstadt erhalten und ein Neuanfang in der Regionalliga gemacht werden – auch das wird ein Kraftakt.

Christian Gaier[Schifferstadt]

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