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Historisch. Bakker gewann vier der fünf letzten Derbys in Mariendorf. 2018 winkt ihm ein legendärer Rekord.

©  Carstensen/dpa

Derby-Woche in Berlin-Mariendorf: Robin Bakker und sein Kindheitstraum vom Trabrennen

Der Niederländer Robin Bakker ist Legende und wieder mal Mitfavorit beim Berliner Traber-Derby – dabei kam er durch Zufall zu seinem Sport.

Vielleicht wäre Robin Bakker von Beruf Zimmermann geworden, wie sein Vater. Oder er hätte im 120 Kilometer entfernten Amsterdam ein Architektur-Studium begonnen. Doch manchmal spielen Zufälle im Leben die größte Rolle und kleine Dinge können viel verändern. Vor allem, wenn man in einer Gegend groß geworden ist, wo normalerweise nicht allzu viel passiert. Bakkers Geburtsort war solch eine Stätte: Ein winziges 300-Seelen-Nest namens Ter Idzard in der niederländischen Provinz Friesland. Ein Dorf, das man kaum auf einer Karte findet und durch das nur ein einziger Weg führt. Doch für den kleinen Jungen war der Landstrich spannend wie ein Krimi. Denn er hatte unweit des elterlichen Wohnhauses etwas entdeckt, was ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen sollte: Eine Ranch, auf der Trabrennpferde gezüchtet wurden.

Wenn sich der heute 35 Jahre alte Holländer an seine Kindheit und Jugendzeit erinnert, muss er schmunzeln. „Die frühe Begegnung mit den Rennpferden war wie eine Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte danach nur noch einen einzigen Wunsch: unbedingt Sulkyfahrer zu werden!“ Es folgte eine zielstrebige Ausbildung: Bakker guckte sich das Handwerk bei den besten niederländischen Trabrennsportlern wie Arnold Mollema, Peter Strooper, Hugo Langeweg und Hendrik Grift ab. Allesamt Männer, die auch in der deutschen Szene bestens bekannt sind – denn jeder einzelne von ihnen gewann mit seinen Pferden das Traber-Derby in Berlin, das renommierteste Sulkyrennen der Bundesrepublik. Dass er seine Lehrer aber eines Tages alle überflügeln sollte, konnte Bakker zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Vier der letzten fünf Derby-Rennen hat Bakker gewonnen

2013 begann eine Serie, die ihresgleichen sucht. Mit dem von seinem Landsmann Paul Hagoort trainierten Hengst Tiger Woods As feierte Bakker seinen ersten Derby-Sieg und die Trabrennbahn Mariendorf wurde fortan zu seiner Erfolgsbühne. Denn Bakker gewann das alljährlich ausgetragene Derby seitdem noch weitere drei Mal und die Zusammenarbeit mit Hagoort entwickelte sich zu einer Art Qualitätssiegel. Weder die Konkurrenten noch das wettende Publikum kommen seitdem an dem holländischen Dream-Team vorbei. Egal mit welchem Pferd – Bakker und Hagoort gelten als nahezu unschlagbar, auch wenn es wie im Vorjahr durchaus mal eng werden kann. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sich bei der am Freitag beginnenden Derby-Woche erneut alle Blicke auf beide richten.

An den sieben Mariendorfer Rennveranstaltungen, die am 5. August in das große Derby-Finale münden, werden weit über eine Million Euro Preisgeld an die Sieger und Platzierten verteilt. Sollte Bakker das Derby tatsächlich erneut gewinnen, würde er eine historische Rekordmarke egalisieren. Denn fünf Derby- Siege innerhalb von nur sechs Jahren hat in der langen Geschichte des schon seit 1895 ausgetragenen Rennens bisher nur ein einziger Fahrer erzielt: Der legendäre Charlie Mills (1888-1972), der zwischen 1934 und 1939 mit einer Handvoll Pferden triumphierte.

Bakker hätte natürlich nichts gegen die Einstellung des Rekords einzuwenden, aber er sagt: „Für einen Derby-Sieg brauchst du neben dem besten Pferd stets auch eine Portion Glück.“ Nur das Publikum scheint es anders zu sehen, denn auf den Tribünen gilt der Spruch „Egal wer beim Derby startet – am Ende gewinnt sowieso der Bakker“ mittlerweile als eisernes Gesetz.

Heiko Lingk

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