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Das Tor zur Zweiten Liga: Sandhausens Spieler bejubeln Tim Danneberg (vorne, r.), den Siegtorschützen zum 2:1.

© dpa

Sandhausens Aufstieg: Aus Hopps Schatten in die Zweite Liga

Der SV Sandhausen steigt erstmals in die Zweite Liga auf. Und das, nachdem der Klub sich jahrelang im Schatten der TSG Hoffenheim behaupten musste.

Jürgen Machmeier mag kein böses Wort mehr über die TSG Hoffenheim über die Lippen kommen. Der Klubchef des beschaulichen Drittligavereins SV Sandhausen ist damit beschäftigt, das eigene Fußballglück zu genießen, das heißt, Aufstieg in die Zweite Liga. Seit Samstagnachmittag steht es fest: Am drittletzten Spieltag der 3. Liga hat das Team von Trainer Gerd Dais bei Preußen Münster mit 2:1 gewonnen und kann somit in den letzten beiden Saisonspielen nicht mehr von einem Aufstiegsplatz verdrängt werden. "Jetzt erleben wir ein Wunder", sagt Machmeier.

Jahrelang übte sich Sandhausen im Dunstkreis von Hoffenheim im Überlebenskampf und wäre 2006 fast von der reichen lokalen Konkurrenz und dessen Mäzen, dem Multimilliardär Dietmar Hopp geschluckt worden.

Man pflege ein freundschaftliches Verhältnis und habe sich der Selbsteinschätzung der Hoffenheimer angeschlossen, sich als „Repräsentant der Metropolregion Rhein Neckar und der Kurpfalz“ zu sehen. Im WM-Jahr 2006 sahen die Verhältnisse anders aus. Hopp wollte drei Klubs aus seiner Heimtatregion zusammenlegen, um eine breitete Basis für seine Pläne zu schaffen, bald in den Profifußball vorzustoßen. Aus Hoffenheim, Sandhausen und Walldorf wäre vielleicht der FC Kurpfalz geworden. Die angestrebte Kooperation zerbrach.

Damals sagte Machmeier, Zusagen von Hopp und der TSG Hoffenheim seien „Schritt für Schritt zugunsten der TSG Hoffenheim und zu Lasten des SV Sandhausen verändert“ worden. Ausschlag für die Trennung sei letztlich die Aussage von Dietmar Hopp gewesen, dass der SVS nicht in die Regionalliga aufsteigen dürfe. Sandhausen habe sich nicht auf ein Farmteam reduzieren lassen wollen, dessen Etat von außen bestimmt werde.

Machmeier setzte auf einen eigenen Weg, rang mühevoll um jeden Sponsor und darf sich nun bestätigt fühlen. „Wir bleiben authentisch, glaubwürdig und echt, 100 Prozent Sandhausen“, sagt er. Diesen Spruch erfand der Klub, um sich vom künstlichen gewachsenen Giganten aus der Nachbarschaft abzugrenzen. Nachdem auch der SVS mit finanziellen Risiko den Aufstieg erzwingen wollte, sich dabei die Finger verbrannte und beinahe abgestiegen wäre, holte er reumütig Ex-Profi Gerd Dais als Trainer zurück und wollte dem Beispiel Eintracht Braunschweig folgen, das für behutsamen Aufbau steht. Nun könnte es schneller gehen als gedacht.

Der Etat von neun Millionen wird fast so hoch sein wie der des 1. FC Kaiserslautern. Dem Duell mit Kaiserslautern fiebert Sandhausen am meisten entgegen. Vieles muss erst langsam wachsen. Im Falle des Klassenerhaltes würde das eigene Stadion bis auf 15.000 Plätze (bisher 11.200) ausgebaut. 3,5 Millionen Euro kämen zusätzlich als Fernsehgeld herein. „Wir haben jetzt schon einen enormen Zulauf an Sponsoren“, sagt Machmeier. Auch deshalb ist er weniger daran interessiert auf Konfrontationskurs zu Hopps Hoffenheim zu gehen: „Hier ist Platz für beide Klubs.“ (mit dapd)

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