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Wieder da: Hannovers Leon Andreasen lässt sich feiern.

© AFP

Hannover - Wolfsburg 2:0: Schmerzhaft schön

Im Niedersachsen-Duell setzt sich Hannover 2:0 gegen den VfL Wolfsburg durch und feiert einen Rückkehrer, der jahrelang verletzt war.

Von Christian Otto

Der wilde Jubel, den sich Leon Andreasen genehmigte, hatte eine schmerzhafte Entstehungsgeschichte. Ball selbst erobert, Tor mit rechts erzielt, Hannover 96 zum Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg geschossen – was sich nach einer ganz normalen Bundesliga-Geschichte anhört, ist in Wirklichkeit ein kleines Wunder. Fast zwei Jahre lang hatte der Däne wegen einer rätselhaften Leistenverletzung nicht spielen können. Sein ersehntes Comeback im vergangenen Jahr war durch einen Kreuzbandriss erneut gestoppt worden. Dass Andreasen schon wieder rennt, grätscht und auch noch trifft, ist ein wunderbares Schlusskapitel seiner dicken Krankenakte. Hannover 96 gewann die Partie verdient nach Treffern von Andreasen und Szabolcs Huszti mit 2:0 (1:0), was noch gnädig war. Denn Wolfsburg hatte nach Platzverweisen gegen Maximilian Arnold und Timm Klose fast die gesamte zweite Halbzeit mit nur neun Spielern bestritten.

Typen wie Andreasen, die sich und ihren Körper selten schonen, sind im bezahlten Fußball äußerst gefragt. Eigentlich ist Hannover 96, wenn man den Kader mit jenem des vermögenden, niedersächsischen Rivalen vergleicht, individuell schlechter als der VfL Wolfsburg besetzt. Aber nach einer druckvollen Anfangsphase der Gäste hatten sich Andreasen und Co. mit viel Elan und Körpereinsatz in das Spiel gearbeitet. 96-Trainer Mirko Slomka gab in seiner Anfangsformation mit Edgar Prib, Salif Sané und Leonardo Bittencourt gleich drei Neuzugängen den Vorzug. Prib, vom Erstliga-Absteiger Greuter Fürth geholt, zeigte einen mutigen Auftritt. Aber auch er stand im Schatten des aufopferungsvoll kämpfenden Andreasen. Das Kraftpaket interpretierte seine Rolle als Abräumer vor der Abwehr sehr offensiv, hatte vor seinem Treffer dem Wolfsburger Diego den Ball abgeluchst und clever vollendet.

Das Comeback von Andreasen und die Lust auf viele Zweikämpfe seiner Mitspieler hatten für die Wolfsburger schmerzhafte Folgen. Vor allem Spielmacher Diego wurde immer wieder von den Beinen geholt, regte sich darüber mächtig auf und war fortan der große Buhmann im mit 44 800 Zuschauern besetzten Stadion. Und Diegos Mittelfeldkollege Maximilian Arnold, 19 Jahre jung, ließ sich in nach 32 Minuten zu einer ungestümen Attacke hinreißen. Ein rüdes Foulspiel von ihm gegen Hannovers Innenverteidiger Karim Haggui wurde mit einer Roten Karte bestraft.

Als Arnold entsetzt vom Platz schlich und von VfL-Trainer Dieter Hecking tröstend in die Arme genommen wurde, war ihm klar, dass er das falsche Mittel gewählt hatte, um die Chancen seines Teams zu erhöhen. Zu einer ähnlichen Erkenntnis dürfte der Wolfsburger Timm Klose gekommen sein. Der Neuzugang, als Verstärkung für die Innenverteidigung geholt, leistete sich nach einer Gelben Karte in der ersten Halbzeit kurz nach dem Seitenwechsel ein ungestümes Foul gegen Mame Diouf und sah Gelb-Rot. Mit dieser erneuten Dezimierung der Gäste-Elf war das Derby vorzeitig entschieden. Der überglückliche Andreasen und sein Knie dürfen sich als vollends rehabilitiert betrachten.

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