zum Hauptinhalt

Sport: Schreck ohne Folgen

Biathlet Ricco Groß wird erst irrtümlich verhaftet, dann holt er die dritte WM-Medaille

Chanty Mansijsk (Tsp). Plötzlich standen zwei Polizisten vor Ricco Groß. Unmissverständlich forderten sie den 32Jährigen im Hotel „Sieben Hügel“ auf, ihnen zu folgen. Was am Rande der Biathlon-Weltmeisterschaften in Sibirien zunächst wie die Verhaftung des Ruhpoldingers aussah, erwies sich am Dienstagabend letztlich doch als recht harmlos. Groß hatte sein Biathlongewehr nicht rechtzeitig abgeben können, weil die Waffenkammer bereits geschlossen worden war. Und als die Nachtschicht das Fehlen der Waffe bemerkt hatte, schickte sie schließlich die Polizei ins deutsche Mannschaftsquartier. Dabei spielte es absolut keine Rolle, dass Ricco Groß als Weltmeister im 12,5-km-Verfolgungsrennen und Vizeweltmeister im Sprint in Chanty Mansijsk bereits zu Ruhm und Ehre gekommen war. Erst nach der persönlichen Abgabe der Waffe wurde der dreimalige Staffel-Olympiasieger wieder freigelassen.

Keine zehn Stunden später, als hätte ihn dieser Vorfall überhaupt nicht beeindruckt, komplettierte Groß seine Medaillensammlung bei diesen Welttitelkämpfen mit Bronze über 20 Kilometer. Den Titel gewann in 53:39,4 Minuten der Norweger Halvard Hanevold überlegen vor dem Finnen Vesa Hietalahti (55:04,1) und dem Deutschen, der nach 55:05,3 Minuten ins Ziel gekommen war. Der gebürtige Sachse bewies dabei einmal mehr, dass seine Stärke in dieser Saison sein gewonnenes Selbstvertrauen ist. Scheinbar nichts mehr kann den Routinier in Unruhe versetzen, seitdem er auf den Einfluss seines persönlichen Mentaltrainers Thomas Bascha verweisen kann.

Groß ließ es unberührt, als Skiverbandschef Thomas Pfüller nach Misserfolgen vor der WM die Klasse der älteren Athleten anzweifelte. Als seine Teamgefährten eine Bevorteilung von Groß durch Bundestrainer Frank Ullrich anmahnten und auch, als sich die Siegerprämie der Internationalen Biathlon-Union in Russland nur als eine Art Bonusmarke herausstellte. Die Zusammenarbeit mit dem Münchner Bascha seit dem Januar, der ihn „auf Sachen gebracht hat, an die ich bei aller Routine überhaupt nicht mehr gedacht habe“, hat sich offensichtlich bereits gelohnt.

„Derzeit macht mir Biathlon richtig viel Spaß“, sagte Groß. „In zwei Tagen steht die Staffel auf dem Programm. Die hat für uns alle einen ganz hohen Stellenwert. Schließlich will ich nicht als Einziger des Teams mit Medaillen nach Hause fahren.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false