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Sport: Schwere Krawalle in Leipzig

Nach einem Fußballspiel werden 300 Polizisten von 800 Hooligans attackiert

Leipzig - Schwere Ausschreitungen nach dem Spiel des 1. FC Lokomotive Leipzig gegen den FC Erzgebirge Aue II im Viertelfinale des sächsischen Fußball-Landespokals haben am Samstag in Leipzig 42 Verletzte gefordert. Nach Auskunft der Polizei wurden 36 Beamte und sechs Zivilisten verletzt. Auch Pferde und Hunde waren Ziel der Attacken. An 21 Polizei-Autos seien Schäden in zunächst unbekannter Höhe entstanden. Fünf mutmaßliche Gewalttäter wurden vorübergehend festgenommen. Da gegen sie keine Haftbefehle beantragt wurden, kamen sie am Sonntag wieder auf freien Fuß.

Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) forderte am Sonntag „deutlichere Signale“. Er werde mit der Polizei und den Ministerien für Justiz, Sport und Soziales erörtern, was die Politik tun könne. „Mir reicht es nicht, wenn sich die Verantwortlichen der Vereine jedes Mal nach solchen Ereignissen lediglich distanzieren. Ich werde keine italienischen Verhältnisse in und um die sächsischen Stadien zulassen.“ Vorstand und Aufsichtsrat des Leipziger Traditionsvereins verurteilten die Vorkommnisse. In einer Pressemitteilung hieß es, der Verein „wird die Behörden bei der Suche der Schuldigen in vollem Umfang unterstützen, damit diese zur Rechenschaft gezogen werden können“. Zudem denken Vorstand und Aufsichtsrat über „mögliche Konsequenzen bezüglich ihrer Ämter nach“. Kurz nach dem Spiel hatten rund 800 Hooligans von Lok Leipzig die 300 eingesetzten Polizisten attackiert. Sie bewarfen die Beamten sowie Pferde und Hunde mit Steinen und Betonteilen. Mit Schlagstöcken und Pfefferspray setzten sich die Einsatzkräfte zur Wehr. Einige Angreifer wurden von Hunden gebissen. Ein Zivilpolizist gab einen Warnschuss ab, als er von 20 Hooligans verfolgt und zu Boden geworfen wurde. Kollegen konnten ihn kurz darauf in Sicherheit bringen.

Schon während des Spiels hatten Anhänger beider Mannschaften Feuerwerkskörper gezündet und sich gegenseitig beschimpft. Der Schiedsrichter musste die Partie zwei Mal unterbrechen. Sicherheitsbeamte und der Stadionsprecher versuchten die Fans währenddessen zu beruhigen. Zu dem Spiel waren 350 Anhänger aus Aue und 5000 Lok-Fans gekommen.

Die „Netzeitung“ berichtet, dass die Hooligans im Internet ihre Aktion rühmten. Von einem „großen Lob“ für die jungen Leute war die Rede, für „die das echt ein Mega-Erlebnis gewesen sein muss“. Erst vor einigen Monaten war es bei einem Auswärtsspiel des Leipziger Traditionsklub in Wurzen zu schweren Ausschreitungen gekommen. Zudem hatten sich Lok-Anhänger bei einem Heimspiel so gestellt, dass sie ein Hakenkreuz auf der Tribüne bildeten. dpa/Tsp

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