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Hohes Ziel. Robert Stanjek und Frithjof Kleen haben bei den Olympischen Spielen in London Chancen auf eine Medaille im Starboot – wenn sie sich qualifizieren. Foto: p-a/dpa

© picture-alliance/ dpa

Sport: Schwere See

Die deutschen Segler suchen wieder Anschluss an die Weltspitze

Berlin - Nur einmal in vier Jahren haben die deutschen Segler eine Chance, aus der allgemeinen Medienanonymität ein wenig herauszukommen: Bei Olympischen Spielen, und das auch nur, solange sie Medaillen gewinnen. Sonst geraten sie schnell wieder in Vergessenheit. „Olympia ist die Bühne, auf der sich spätere Stars erst einmal in Szene setzen müssen“, sagt Oliver Schwall, der Geschäftsführende Gesellschafter des Sailing Team Germany. Das Musterbeispiel dafür ist der gebürtige Berliner Jochen Schümann, der mit drei Goldmedaillen und einer silbernen auf olympischen Kursen bereits Weltruhm erlangt hatte. Zur Legende wurde er danach als Mitglied zweier Siegercrews beim America’s Cup. Danach ist keinem deutschen Segler nur annähernd eine ähnliche Erfolgsserie gelungen. Auch deshalb ist Schümann, der mittlerweile 57 Jahre alt ist, als Skipper, Berater und auch Gesellschafter nach wie vor heiß begehrt. Die Veranstalter, wie in diesen Tagen beim Berlin Match Race auf dem Wannsee, schmücken sich mit seinem Namen, der immer noch überregionale Präsenz verspricht.

Die Versäumnisse der vergangenen Jahre wiegen schwer. Und ob nach dem eingeleiteten Generationswechsel und mit dem auch auf Schümanns Initiative hin gegründeten Sailing Team Germany bereits in London bei den Olympischen Spielen 2012 die Wende gelingt, ist sehr fraglich. „Es ist ein langer Weg. Du bekommst eine Sportart nicht innerhalb von so kurzer Zeit gedreht. Dafür braucht man vor allem nationale Heroes“, erklärt Oliver Schwall, „wenn wir es schaffen, Welt- und Europameistertitel oder sogar eine Medaille bei den Olympischen Spielen zu holen, werden die Sender von allein auf uns aufmerksam. Erst auf die Sportler, und wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, auch auf die gesamte Sportart.“

Den aktuellen Stand beschreibt Schümann so: „Bei den Pre-Olympics in diesem Jahr waren die deutschen Segler nur 23. in der Wertung der 66 Nationen. Das können wir besser. Es wird schwierig, bis 2012 ganz vorne mitzusegeln und um Gold zu kämpfen.“ Er hofft aber, „dass wir in sieben oder acht Klassen vertreten sein werden. Wenn es gut läuft, ist in der einen oder anderen auch eine Medaille möglich. Ziel sind zwei Medaillen.“ Sehr realistisch ist das aber wohl nicht.

Die Weltmeisterschaften in den zehn olympischen Bootsklassen, die ab dem 4. Dezember in Perth (Australien) ausgetragen werden, sind schon die letzte Qualifikationschance. Zunächst einmal müssen in den Klassen überhaupt erst einmal Startplätze für Deutschland erkämpft werden. Das aber bedeutet längst nicht, dass auf dem olympischen Revier in Weymouth in allen Klassen Boote mit dem GER-Zeichen auf dem Segel vertreten sein werden. „Simon Grotelüschen im Laser und den Berlinern Robert Stanjek/Frithjof Kleen im Star traue ich eine Medaille in Perth zu, wo wir mit etwa 30 Teams starten werden“, sagt Oliver Schwall zu den kurzfristigen Zielen. Langfristig sind sie aber mehr auf Rio 2016 ausgerichtet. Die wirtschaftliche Situation habe sich deutlich verbessert, sagt Schwall. Der Jahresetat des deutschen Teams belaufe sich auf rund vier Millionen Euro. 2009 lag er noch bei rund einer Million Euro. Trotzdem bleibt Deutschland hinter der führenden Segelnation England etwas zurück: Zwischen 5,7 und 6,8 Millionen Euro soll der Etat der Briten liegen. „Wir müssen den Teams auch Perspektiven außerhalb des Segelns bieten“, sagt Schwall. Für ihn ist das eine wesentliche Erfolgskomponente, denn bei einem Segelpensum von 300 Tagen im Jahr dürfe nach zwei Olympiakampagnen keiner sagen, es seien für ihn verlorene Jahre gewesen. „Es können ja nicht alle Profisegler werden“, sagt Oliver Schwall. Aber einige, denen Jochen Schümann über Olympia den Weg gewiesen hat.

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