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So kennt man ihn. Sebastian Brendel jubelnd im Ziel.

© Roland Weihrauch/dpa

Kanu-WM: Sebastian Brendel setzt neue Reize

Der Olympiasieger hat im Training einiges verändert. Bei der Kanu-WM ist er auf drei Strecken Favorit.

Berlin - Sebastian Brendel musste noch einmal durchpusten nach den letzten Wochen. Der 30 Jahre alte Rennkanute vom KC Potsdam war erschöpft vom vielen Training. Immer war er volle Belastung – viel Starttraining und Strecken – gegangen. Irgendwann war die Luft verständlicherweise raus. Brendel hat es die letzten Tage deshalb nochmal ruhig angehen lassen. Beim Saisonhöhepunkt im portugiesischen Montemor-o-Velho wollte er seinen Titel-Hattrick aus dem vergangenen Jahr wiederholen. Bei seinem ersten Start zum Auftakt der Weltmeisterschaften musste er sich am Freitag über 500 Meter im Einer-Canadier allerdings mit Platz zwei begnügen. Seine volle Konzentration gilt an diesem Wochenende nun vor allem seiner Paradestrecke über 1000 und seinem Start über 5000 Meter.

Schon bei den Europameisterschaften vor einigen Wochen lief es für die erfolgsverwöhnten Kanuten nicht wie gewohnt. Zweimal Silber und einmal Gold hatte Brendel da heimgebracht. Für den Olympiasieger zu wenig. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. „Nicht falsch verstehen: Ich bin nach wie vor ehrgeizig“, sagt Brendel: „Aber mal nicht alles zu gewinnen, das nimmt auch Druck raus.“ Das gilt auch für die anderen Boote des DKV. Die Titel holten bei der EM vor allem die anderen. Manche wähnten die Kanuten schon in der Krise – oder sahen gar den Schlussakkord einer Ära. Dabei hat das Team jede Menge Neue integriert. Allein bei der WM gehen acht Debütanten an den Start. Insgesamt will der Deutsche Kanu-Verband (DKV) sechs bis acht Medaillen aus Portugal mit nach Hause bringen. Zum WM-Start holten neben Brendel noch Sarah Brüßler und Melanie Gebhardt im Kajak-Zweier Bronze, Tom Liebscher gewann im Kajak-Einer die Silbermedaille.

Der Übergang braucht seine Zeit. In den Jahren zwischen Olympischen Spielen sei das ganz ein normaler Vorgang, sagt Brendel. Er ist inzwischen einer der Älteren im Team. Er hat die meisten Trainingsjahre auf dem Buckel und lässt sich deshalb nicht mehr verrückt machen. Auch Deutschlands erfolgreichster Sommerfachverband muss nicht immer nur Gold gewinnen. „Der Fokus liegt auf 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio. Dann muss die Leistung passen“, sagt Brendel.

Entsprechend ist das Training noch nicht am Anschlag. Es bleibt noch Spielraum. In diesem Jahr hat Brendel ihn genutzt, um neue Reize zu setzen: mit Stand Up Paddling etwa auf dem Potsdamer Kanal und hunderten Radkilometern. „In meinem Alter muss man sich etwas einfallen lassen“, sagt Brendel, „nur geradeaus paddeln kitzelt keine Rekorde mehr heraus.“

Aber was heißt schon Rekorde? Brendel ist ja schon acht Mal Weltmeister. Bei der WM in Portugal dürfen jetzt gern noch weitere Titel dazukommen. Doch Montemor ist kein leichtes Gewässer. Regelmäßig weht Wind vom Atlantik auf den Kunstkanal rüber. Der trifft die Boote dann von der Seite, und das macht im Wettkampf je nach Startplatz wenig Spaß. Vor allem, wenn der Wind von rechts kommt und man wie Brendel Linkspaddler ist. Es kostet Extraschläge, um auf Kurs zu bleiben.

Sebastian Brendel hat in Montemor mal sein schlechtestes internationales Resultat eingefahren. Aber auch das irritiert ihn nicht. Sicherheitshalber hat er Unterstützung von zu Hause mitgebracht: Die Familie ist, trotz schon erfolgtem Schulanfang, extra angereist nach Montemor. Freundin Romy und die Kinder Hanna und Edwin werden ihn unterstützen. Anne Armbrecht

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