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Mein Lieblingssport: Segeln

„Attack!“ Dieser Aufforderung von Jochen Schümann an seine Crew zum Angriff auf die Konkurrenten beim MedCup mit einem Wendemanöver war auch für mich bestimmt.

„Attack!“ Dieser Aufforderung von Jochen Schümann an seine Crew zum Angriff auf die Konkurrenten beim MedCup mit einem Wendemanöver war auch für mich bestimmt.

Zum wiederholten Mal steuerte der dreimalige Segel-Olympiasieger die Yacht, auf der ich der 13. Mann einer internationalen Mannschaft war, vor Marseille in Richtung der bizarren Felsen. Bei Wind kurz vor der Sturmgrenze an diesem Tag des sogenannten „Longrun“ und dem entsprechend hohen Wellengang begann sich das Boot auch schon zu drehen. Es senkte sich schnell und nun galt es für mich, sekundenschnell genau in dem Augenblick auf die andere Seite am Heck zu rennen, in dem es fast gerade auf dem Wasser lag. Und schon saß ich auch schon wieder ganz oben, fühlte mich wie auf einem Zehn-Meter-Turm beim Wasserspringen. Erst hinterher an Land, nach unzähligen Manövern dieser Art und als mir auch ein „Good Job“ attestiert worden war, realisierte ich die besondere Faszination des Segelns.

Dieser Sport ist eigentlich nur in der aktiven Rolle so richtig wahrzunehmen. Für mich war er von jeher mit Jochen Schümann verbunden. Mitte der 70er Jahre, kurz vor seinem ersten Olympiasieg in Montreal, interviewte ich ihn noch als jungen Finn-Segler. Es folgte seine lange Zeit als weltbester Steuermann im olympischen Soling und schließlich als Profi mit der Schweizer Alinghi die dominierende Rolle im legendären America’s Cup. Immer mal wieder war ich als Beobachter dabei, ob bei der Kieler Woche oder schließlich auch in Valencia, wo um den America’s Cup gesegelt wurde. Bei jenem Wassersport, der Härte und Intelligenz gleichermaßen verlangt, der vor allem aber auch wegen des Einklangs mit der Natur seine Faszination besitzt. So richtig verstanden habe ich sie erst auf der Yacht vor Marseille.

Dass in Deutschland noch kein neuer Jochen Schümann in Sicht ist, lässt auch den am Berliner Müggelsee groß gewordenen 58-Jährigen nicht ruhen. Mit dem „Sailing-Team Germany“, bei dem er als Gesellschafter zum Aufsichtsrat gehört, soll nun auf dem olympischen Kurs zwischen Weymouth und der Insel Portland sein symbolisches „Attack“ diesmal die Wende zum Erfolg bringen. In den entscheidenden Sekunden das Richtige tun, darauf kommt es an. Auch für mich als totalen Laien des praktischen Segelns war dies eine prägende Erkenntnis. Hartmut Moheit

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