zum Hauptinhalt

Sport: Selbst ist der Gegner

Michael Rosentritt verfolgt den Werdegang von Wladimir Klitschko

Wladimir Klitschko hat mit dem 49. Sieg in seinem 52. Profikampf seinen WM-Titel nach Version des Verbandes IBF erfolgreich verteidigt. Und, mehr noch, er hat seine Karriere an einer entscheidenden Stelle begradigt. Die Delle, die ihm Lamon Brewster einst schlug, ist nun modelliert. Vielleicht musste Klitschkos Weg nach ganz oben diesen Umweg nehmen; Klitschko hat die Bretter, die seinen Ruhm bedeuten, mit der eigenen Nasenspitze berührt. Das produziert die nötige Demut für diesen Sport.

Die Kritiker warfen dem jüngeren der Klitschkos vor, nicht die Härte eines Champions zu haben. Er war ein Sonnenschein, dem die Herzen nur so zuflogen und der lange Zeit schonend durchs Leben kam. Das konnte man ihm nicht vorwerfen, aber das hatte ihn geprägt. Und es stand ihm im Weg.

Wladimir Klitschko, dessen boxerisches Talent immer außer Frage stand, hat dazugelernt. Es heißt, ein großer Boxer muss auch ein großer Krieger sein. Nur fängt der Krieg nicht beim Gegner an, sondern bei sich selbst. Diesen Kampf hat Wladimir Klitschko angefangen zu führen. Nicht die Brewsters dieser Welt sind sein Problem, sondern seine eigene Einstellung. Zu seinem Sport, zu seinem Job hat er nun eine neue gefunden.

Nur so kann er jene Anerkennung erfahren, die ihm im Vorgriff auf seine tatsächliche Karriere zuteil geworden war. Da kann kommen, wer will. Jetzt steht Wladimir Klitschko der Weg frei. Vorausgesetzt, er ist bereit, den Weg als Boxer mit aller Wachheit und Konsequenz weiterzugehen. Denn irgendwann wird ihm jemand im Ring gegenüberstehen, der ihn in Bedrängnis bringt, der ihn vielleicht sogar am Kinn trifft. Dieser eine Schlag kann alles ändern. Er muss es aber nicht.

Seite 23

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false