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Selfiebewusst: Noch-Präsident Joseph Blatter (M.) posiert mit Bauarbeitern des Fifa-Museums.

© Reuters

Update

Kommentar zum Nicht-Rücktritt des Fifa-Präsidenten: Sepp Blatter ist leider nicht reif fürs Museum

"Ich bin nicht zurückgetreten", sagt Joseph Blatter jetzt. Möglich, dass er doch Fifa-Präsident bleibt. Dabei liegt der Ball gar nicht bei ihm, meint unser Autor, unterschätzen sollte man ihn dennoch nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dominik Bardow

Joseph Blatter ist zurück. Bei einem PR-Termin für das geplante Fifa-Museum zeigte er sich am Donnerstabend erstmals wieder öffentlich, 23 Tage nach seinem Rücktritt als Präsident des Weltverbandes. Rücktritt? „Ich bin nicht zurückgetreten“, sagte Blatter der Schweizer Zeitung „Blick“ am Rande.

Auf den ersten Blick wirkt das wie Herumreiten auf Formalien: Blatter hatte am 2. Juni wörtlich angekündigt, „mein Mandat zur Verfügung“ zu stellen und bei der kommenden Neuwahl nicht mehr anzutreten – also kein klassischer Rücktritt.

Obwohl die Fifa am Freitag erklärte, Blatter habe keine Kehrtwende vollzogen, was seine Rückzugspläne angehe, scheint es immer vorstellbarer, dass er am Ende doch bleibt. Eine nahe stehende Schweizer Zeitung schrieb kürzlich, Afrikaner und Asiaten wollten ihn zum Weitermachen überreden, er sei geschmeichelt und denke nach.

Blatter ist unberechenbar und gefällt sich darin, selbst die Zügel in der Hand zu halten. Ein bisschen Koketterie ist da genauso dabei wie die Angst vor dem Bedeutungsverlust nach 40 Jahren in der Fifa.
„Ich bin noch nicht reif fürs Museum“, sagte er bei seiner Rede im Museum.

Als Reisepräsident ohne Reisefreiheit kann Blatter gar nicht weitermachen

Doch der Ball liegt nicht bei ihm. Ein glaubhaftes Gerücht lautet, seine Anwälte hätten Blatter von Reisen in Länder abgeraten, die ihn in die USA ausliefern würden. Bei der U-20-WM in Neuseeland und der Frauen-WM in Kanada fehlte Blatter zuletzt, zur WM-Quali-Auslosung nach Russland kann er dagegen noch reisen. Als Reisepräsident ohne weltweite Reisefreiheit kann er gar nicht weitermachen.

Doch sollte man Blatter weder belächeln noch unterschätzen. Erhält er Signale, dass von den US-Ermittlern doch keine Gefahr droht, könnte er sich im Nu umentscheiden. Er ist ja formal nie zurückgetreten und Rückzugsaussagen hat er schon früher widerrufen. Das nötige Mehrheit würde er schnell um sich scharen, viele Unterstüzter trauern ihm nach und wollen beim geduldeten Korruptionssystem in der Fifa bleiben. Bisher ist auch kein Präsidentschafts-Kandidat in Sicht, der das ändern könnte. Ins Museum gehört das System Blatter leider noch nicht.

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