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Patrick Mahomes war der strahlende Sieger in Glendale/Arizona.

© Imago/John Angelillo

Sieg im Super Bowl für Kansas City Chiefs: Patrick Mahomes spielt sich in den Quarterback-Olymp

Im Super Bowl gegen die Philadelphia Eagles dreht Patrick Mahomes in der zweiten Hälfte auf und führt sein Team zum dramatischen Sieg. Doch der Spielmacher hat in der NFL noch viel mehr vor.

Von Patrick Brandenburg

Kurz vor der Halbzeit blickten die Fans der Kansas City Chiefs ganz tief in den Abgrund. Mit zehn Punkten lag ihr Team gegen starke Philadelphia Eagles zurück und Patrick Mahomes ließ sich am Spielfeldrand mit schmerzverzerrtem Gesicht am lädierten Knöchel behandeln. Doch dann zeigte der Quarterback, dass er nicht nur mit reichlich Talent gesegnet ist, sondern auch das nötige Herz hat für eine außergewöhnliche Football-Karriere. „Nichts hätte mich davon abhalten können, aufs Feld zurückzukehren“, sagte der 27-Jährige.

Nach einer für seine Verhältnisse eher bescheidenen ersten Hälfte mit nur 89 Yards Raumgewinn und einem Touchdown drehte der Spielmacher in den letzten beiden Vierteln auf. Die Nummer 15 der Chiefs führte sein Team in Glendale/Arizona zum dramatischen 38:35-Erfolg. Nach seinem zweiten Sieg im Super Bowl, wie vor drei Jahren in Miami erneut als Comeback-Story gestrickt, hält Mahomes nun die Fäden einer echten Football-Dynastie in der Hand.

Denn Mahomes und Kansas City sammeln Bestmarken. Seit er vor fünf Jahren zum Starter aufstieg, hat er das Team stets in die Play-offs geführt und dort immer ins Championship Game, ins Halbfinale. In der NFL-Geschichte übertreffen nur fünf Quarterback-Legenden diesen Wert.

Wo ist die Grenze für diesen Ausnahmespieler?

Gegen starke Eagles um einen brillant aufgelegten Spielmacher Jalen Hurts legte Mahomes im zweiten Durchgang also nach. Er brachte 13 von 14 Passversuche an die Mitspieler und warf zwei Mal in die Endzone. Eher ungewöhnlich bereitete er den Sieg vor, als das Spiel wieder zu kippen drohte.

Weil kein Teamkollege frei war, schlug er selbst ein paar Haken und tankte sich trotz Schmerzen im Fuß durch. Damit holte er die nötigen 26 Yards raus, um Kicker Harrison Butker acht Sekunden vor Ende der Partie in eine komfortable Position für ein Fieldgoal zu bringen.

Für Mahomes geht es längst nicht mehr nur um Endspiele oder den einen oder anderen Titel. Die Frage ist eher: Wo ist die Grenze für diesen Ausnahmespieler? Headcoach Andy Reid hat da seit dem Sieg im Super Bowl 57 wohl eine Idee: „Er will der beste Spieler aller Zeiten werden.“

Das ist Tom Brady und er dürfte es trotz seines Rücktritts auf einige Jahre bleiben. Aber wenn es einem zuzutrauen ist, auf Sicht etliche Rekorde des GOAT, des Greatest of all Times, einzufangen, dann ist es das sportliche Universal-Genie Mahomes, das wohl auch als Point Guard im Basketball oder als Pitcher im Baseball Karriere gemacht hätte.

Schon jetzt ist er in einigen Bereichen besser als Brady, den er als Gesicht der NFL beerbt hat. Mit nur 22 Jahren war er einst der jüngste Spieler mit sechs Touchdown-Pässen in einer Partie. Seit 2019 hat er 195 Touchdowns geworfen. Kein Spielmacher brachte es schneller auf zehn Siege in der K.o.-Runde. Der „Kronzprinz mit dem Kanonenarm“ ist zum Regenten aufgestiegen. Mit Mini-Anlauf steht Mahomes im Spielmacher-Olymp.

Der Impro-Künstler, der mit Würfen aus der Hüfte und unorthodoxen Spielzügen jede Defensive knacken kann, hat mit dem Gewinn seiner zweiten Lombardi-Trophäe auch den Fluch besiegt, an dem selbst Brady stets scheiterte: Seit der Saison 1999 hatte es kein Spieler mehr geschafft, den Titel MVP, wichtigster Spieler der Saison, mit dem Super-Bowl-Sieg zu krönen.

Trainer Andy Reid hält die Ambitionen seines Schützlings für gerechtfertigt. „Er arbeitet hart. Und wenn es nötig ist, dass Spieler um ihn herum besser werden, dann hilft er auch ihnen.“ Mahomes hatte seinen Machtanspruch an die Liga schon vorm Finale verkündet, als er an die Finalpleite von 2021 erinnerte - gegen Brady, klar. „Die ist hängengeblieben und hat mich auf Jahre hinaus neu motiviert.“ Nun legte er nach und drohte der Konkurrenz: „Wir sind noch nicht fertig.“

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