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Fühlt sich körperlich nicht topfit: Alexander Zverev

© Chris Young/The Canadian Press/AP/dpa

Six Kings Slam im Tennis: Becker spricht Klartext über „Sorgenkind“ Zverev

Alexander Zverev klagt über die Belastungen im Profitennis und eigene körperliche Probleme - startet aber beim lukrativen Show-Event in Riad. Boris Becker befürchtet Schlimmes für den Rest des Jahres.

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Alexander Zverev fühlt sich vor seinem Premierenstart „sehr aufgeregt“, Boris Becker rümpft dagegen über den umstrittenen Six Kings Slam die Nase. „Da gibts 'ne Menge Geld, aber eben keine Punkte und keinen Respekt von der Tennisszene“, sagte die deutsche Tennis-Ikone. Das Wort „Respekt“ betonte Becker dabei über die Maßen. 

Großen Respekt könnte sich Deutschlands Nummer eins mit dem von ihm so ersehnten ersten Grand-Slam-Turniersieg verdienen - doch davon ist Zverev nach Beckers Meinung so weit entfernt wie lange nicht. 

„Ganz ehrlich: Weltspitze sieht anders aus. Ich dachte wirklich, er klopft an die Tür von Sinner und Alcaraz“, sagte der dreimalige Wimbledon-Sieger im gemeinsamen Podcast mit Andrea Petkovic: „Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass das Jahr jetzt sang- und klanglos ausläuft. Das wäre schlecht. Ich hoffe, er reißt sich jetzt nochmal am Riemen, er findet die Lösungen für seine Probleme.“ 

Aktuell sei der Hamburger für ihn „ein Sorgenkind“, so Becker: „Ich habe echt ein bisschen Kopfweh, wenn ich an Sascha Zverev denke.“

Showturnier trotz körperlicher Probleme

Das Drittrunden-Aus zuletzt in Shanghai reihte sich ein in jene Misserfolgs-Erlebnisse, die Zverev seit vielen Monaten begleiten. „Mein Jahr war schrecklich, ich spiele einfach rundum schreckliches Tennis“, hatte der 28-Jährige gewohnt selbstkritisch konsterniert. Seit Längerem klagt er über Rückenbeschwerden, zuletzt kam auch noch eine Zehenblessur dazu. 

„Es ist echt ein Kampf“, haderte der Weltranglisten-Dritte, der in der jüngeren Vergangenheit auch immer wieder die Belastungen für die Spieler angeprangert hatte: „Unser Zeitplan, unser Terminkalender ist einfach zu voll, das ist ein Problem.“

Da stellt sich für viele aber die Frage: Warum startet Zverev dann bei Showturnieren wie jetzt ab Mittwoch in Riad oder zuvor beim Laver Cup in San Francisco und fliegt dafür um die ganze Welt? Auch einem Jannik Sinner, der in Shanghai körperlich geschwächt früh aufgeben musste, wird diese Frage gestellt. Und auch einem Carlos Alcaraz, der beim Masters-1000-Turnier aus Belastungsgründen erst gar nicht antrat - dafür aber in Riad.

Auch der Davis-Cup-Chef stellt die Sinnfrage

„Solche Sachen sind natürlich unglaublich lukrativ, aber wenn man eh schon über einen vollen Kalender klagt oder wenn man auch körperliche Probleme hat, dann muss man sich auch immer selber die Frage stellen: Macht das jetzt Sinn oder macht es eher Sinn, mal eine Pause einzulegen“, sagte Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann der Deutschen Presse-Agentur: „Am Ende des Tages ist jeder Spieler für sich selbst verantwortlich und kann ja auch mal Entscheidungen treffen, nicht zu spielen.“

Beim Six Kings Slam gibt es keine Weltranglistenpunkte, keinen wichtigen Titel, kein Renommee zu gewinnen - dafür aber selbst für Tennisprofis unfassbar viel Geld. Jeder der sechs geladenen Topstars erhält eine Antrittsgage von 1,5 Millionen US-Dollar, der Turniersieg ist mit 4,5 Millionen Dollar dotiert. 

Der Gewinner erhält für maximal drei Matches also mehr Geld als bei einem Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Die Spiele werden vom Streaming-Giganten Netflix übertragen, es ergeben sich also auch neue Vermarktungschancen. 

Zum Auftakt gegen den Angstgegner

Für Kritiker ist das Tennisturnier ein Teil des sogenannten Sportswashing, mit dem das Königreich Saudi-Arabien von seinen Verstößen gegen Menschenrechte ablenken und sein Image verbessern wolle. Für den zweimaligen Tennis-Olympiasieger Andy Murray ist es nur „Show-Tennis, das niemanden interessiert“.

Für Zverev ist es sportlich gesehen aber auch eine Chance, wieder in die Spur zu kommen. Allerdings wartet zum Auftakt an diesem Mittwoch Angstgegner Taylor Fritz: Gegen den US-Amerikaner hat er sechs Niederlagen in Serie kassiert. Im Falle eines Halbfinal-Einzugs würde der gesetzte Weltranglistenerste Alcaraz aus Spanien warten.

„Er muss jetzt das Rad nochmal umdrehen für die letzten zwei, drei Turniere des Jahres“, sagte Becker. Nach Riad geht es für Zverev zum Turnier nach Wien, dann als Titelverteidiger zum Masters nach Paris. Und im November stehen noch die ATP Finals in Turin an.

Becker: „Das gefällt mir alles nicht“

Für das Turnier der acht besten Spieler des Jahres dürfte sich Zverev trotz aller Probleme qualifizieren - dem Finaleinzug bei den Australian Open im Januar sei Dank. Dass er zuletzt die Veranstalter wegen der seiner Meinung nach zu geringen Unterschiede zwischen den Belägen der Tennisplätze zur Bevorteilung von Alcaraz und Sinner kritisierte, stößt bei Becker auf Unverständnis.

„Er lehnt sich da gerade so ein bisschen aus dem Fenster, vielleicht auch, um von seinen eigenen Schwächen abzulenken. Das gefällt mir alles nicht“, sagte der 57-Jährige: „Momentan macht er eher zwei Schritte zurück als einen Schritt nach vorne. Daran ist nicht Sinner schuld, daran ist nicht Alcaraz schuld, auch nicht der Turnierdirektor. Sondern er allein ist verantwortlich für seine Siege - aber auch für seine Niederlagen.“

© dpa-infocom, dpa:251014-930-160437/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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