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Sport: Späte Versöhnung

Bei Deutschland – Dänemark geht es lange recht bissig zu

Michael Knudsen kühlte eine dick geschwollene, mit Pflaster bedeckte Stelle unter dem linken Auge. Genäht worden war er dort eine halbe Stunde zuvor. Wer ihn da eigentlich gefoult habe, wurde der Däne gefragt. „Weiß ich nicht. Ich habe ja nichts gesehen“, antwortete Knudsen .

Da kam Jan-Olaf Immel, reichte Knudsen die Hand und sagte: „Entschuldigung.“ Knudsen verstand nicht. Immel suchte vergeblich nach dem englischen Wort. Als man es ihm zuflüsterte, sagte er: „Sorry.“ Knudsen nahm die Entschuldigung an, schüttelte noch einmal Immels Hand. Die Sache war fast vergessen. Eine versöhnliche Geste zwischen dem dänischen Torjäger (34 Turniertore) und dem erfolgreichsten deutschen Werfer beim Handball-Duell um den Einzug ins Finale. Und das nach einem Spiel, das so viel Zündstoff hatte, dass man anfangs glaubte, die slowakischen Schiedsrichter würden die Lage nicht beruhigen können. Dänemark gegen Deutschland – das war gestern auch Bundesliga gegen Bundesliga, SG Flensburg-Handewitt gegen TBV Lemgo. Vier Spieler des Bundesliga-Tabellenführers aus dem Norden standen im Aufgebot der Dänen, fünf Lemgoer in dem der Deutschen. Und da war einer im deutschen Tor, der beim THW Kiel spielt, jenem Klub, der die Flensburger als Erzrivalen betrachtet: Henning Fritz. „Natürlich war das alles sehr bissig. Aber zwischen uns geht es immer hoch her“, sagte Fritz. Besonders zwischen ihm und Joachim Boldsen. Der Däne setzte seine bullige Figur anfangs so sehr ein, dass man Zweifel bekam, ob er noch Handball spielen wolle.

Und nette Worte hatte man für den Nachbarn auch nicht übrig. Auch nicht von der deutschen Bank. Als sich die Betreuer gar zu hitzig artikulierten, griff Heiner Brand, der Bundestrainer, schlichtend ein. Einer fand das alles gar nicht nett. „Da übertreiben einige auch ganz erheblich. Das muss nicht sein“, sagte der Mann. Es war Arno Ehret, einst Bundestrainer und jetzt Coach der auf Platz zwölf gelandeten Schweizer. Doch es gab schließlich auch noch Versöhnliches. Zum Beispiel ein „Sorry“ von Jan-Olaf Immel.

Klaus Rocca

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