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Sport: Spiel, Satz und Gruppensieg

Veränderungen gehören zu den unbeliebtesten Aspekten des Lebens, weil der Mensch aus Gewohnheit dazu neigt, ihnen von vornherein skeptisch gegenüberzustehen. Es muss also starke Beweggründe für die Vereinigung der männlichen Tennisprofis (ATP) gegeben haben, ein neues Turniersystem zu testen: Statt im traditionellen K.

Veränderungen gehören zu den unbeliebtesten Aspekten des Lebens, weil der Mensch aus Gewohnheit dazu neigt, ihnen von vornherein skeptisch gegenüberzustehen. Es muss also starke Beweggründe für die Vereinigung der männlichen Tennisprofis (ATP) gegeben haben, ein neues Turniersystem zu testen: Statt im traditionellen K.-o.-Modus werden 13 Turniere in Form von Gruppenspielen ausgetragen. Die ATP und auch Spieler wie Rafael Nadal preisen das als „großartig für unseren Sport“.

Tatsächlich ist dieses System gerechter, weil der Stellenwert des Zufalls und damit die Wahrscheinlichkeit für Überraschungen sinken. Es belohnt Leistung, die über einen längeren Zeitraum konstant erbracht wird. Der eigentliche Antrieb für die plötzliche Lust auf Veränderung ist aber ein anderer: Zuschauer und Fernsehen (sprich: Geldgeber) sollen nicht schon kurz nach Turnierbeginn auf die attraktivsten Stars verzichten müssen. Ähnlich war die Lage der Argumente bei der Einführung der Gruppenphasen im Fußball-Europapokal. Dessen Attraktivität ist durch die Aufpolsterung nicht gestiegen, denn wie bei einer WM bleiben doch meist die Play-off-Spiele in Erinnerung.

Eine Systemänderung im Tennis wird auch das Spiel verändern, zumindest ein wenig. Das legendäre Duell in fünf Sätzen zwischen Michael Chang und Ivan Lendl 1989 beispielsweise wäre ohne die drohende Konsequenz eines sofortigen Ausscheidens vermutlich ganz anders abgelaufen. Aus deutscher Sicht wäre ein Moduswechsel dennoch nicht verkehrt. So würde man Rainer Schüttler endlich mal länger als ein paar Sätze sehen können.

Christian Hönicke

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