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Start der Heim-WM mit einem Statement: Deutsche Handballerinnen hoffen auf den großen Reibach
Die deutschen Handballerinnen gehen voller Zuversicht in die Heim-WM und wollen gegen Island gleich ein sportliches Signal setzen. Der Verband sorgt für einen zusätzlichen Anreiz.
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Mit einem locker-lustigen Fußball-Kick stimmten sich Deutschlands Handballerinnen auf den Beginn ihrer WM-Mission ein, die nach 18 Jahren ohne Edelmetall zumindest bis ins Halbfinale führen soll.
Gute Laune war im DHB-Team vor dem Auftaktspiel gegen Island am Mittwoch (18 Uhr/Sporteurope.TV) in Stuttgart angesagt. „Wir sind gut präpariert. Alle sind in einer Superverfassung und heiß auf den Start“, sagte Bundestrainer Markus Gaugisch.
Von Nervosität keine Spur. „Wir sind immer locker und lustig drauf, auch wenn man merkt, dass es nur noch wenige Stunden bis zum Start sind. Wir haben Bock auf das Turnier und wollen zeigen, was wir draufhaben“, sagte Rückraum-Ass Viola Leuchter und gab für das Island-Spiel die Marschroute aus: „Wir wollen ein Statement setzen und zeigen, wo es langgeht, um die Fans gleich mitzunehmen.“
Gaugisch sieht sein Team für den Kampf um die erste WM-Medaille seit Bronze 2007 gewappnet. „Wir haben ein Team beisammen, in dem jeder alles investiert. Das gibt ein gutes Gefühl“, sagte der 51-Jährige. Zugleich warnte er vor einer Unterschätzung des Auftaktgegners: „Die Isländerinnen spielen mit viel Emotion und Herz, das brauchen wir auch.“
Der Verband hat eine Rekord-Prämie ausgelobt und damit für einen zusätzlichen Anreiz gesorgt – auch wenn die DHB-Auswahl bei der Heim-WM keine Extra-Motivation benötigt. Im Falle eines WM-Triumphs gibt es für die Spielerinnen insgesamt 425.000 Euro. Silber wird mit 300.000 Euro honoriert, Platz drei mit 200.000 Euro. Auch für Rang vier (100.000 Euro) und das Erreichen des Viertelfinales (50.000 Euro) schüttet der DHB noch Geld aus.
„Wir fühlen uns wertgeschätzt. Nach der Angleichung der Tagegelder zu Beginn des Jahres ist diese Prämienregelung ein weiteres starkes Signal“, sagte Kapitänin Antje Döll. Über allem stehe jedoch der sportliche Erfolg. „Wir investieren alles, um uns bei diesem Turnier unsere Träume zu erfüllen“, sagte die 37-Jährige.
Wir fühlen uns wertgeschätzt. Nach der Angleichung der Tagegelder zu Beginn des Jahres ist diese Prämienregelung ein weiteres starkes Signal.
Kapitänin Antje Döll über die vom Verband ausgelobten Preisgelder
Ein gelungener Start wäre dafür hilfreich. „Am Ende interessiert es keinen, wie wir die zwei Punkte holen. Hauptsache, wir holen sie“, formulierte Emily Vogel das Ziel für das Island-Spiel. Die routinierte Rückraumspielerin, die schon bei der Heim-WM 2017 dabei war, weiß aber auch: „Eine gute Auftaktvorstellung wäre natürlich der Optimalfall. Wenn man sofort einen Flow entwickelt, hat man es leichter und mehr Spaß. Dann verliert man weniger Energie.“
Soll die seit 18 Jahren andauernde sportliche Durststrecke beendet werden und endlich der Durchbruch in die Weltspitze gelingen, benötigen die DHB-Frauen einen langen Atem im Turnier. „Wir müssen viele kleine Schritte gehen. Ich hoffe, es wird eine tolle Reise“, sagte DHB-Sportvorstand Ingo Meckes. Die Voraussetzungen dafür seien vorhanden: „Wir haben eine Mannschaft, die sich super entwickelt hat, zusammengewachsen ist und Qualität hat.“
Verbandsboss Andreas Michelmann legte die sportliche Messlatte vor dem Auftakt schon einmal hoch. „Es ist keine attraktive Zielstellung zu sagen, bei der Heim-WM wollen wir das Viertelfinale erreichen. Ich finde, dass die klare Zielstellung Halbfinale erlaubt sein muss. Das wird nicht leicht, muss aber das Ziel sein“, sagte Michelmann der Deutschen Presse-Agentur.
Nach Ansicht des 66-Jährigen habe sich die DHB-Auswahl in den vergangenen Jahren unter Gaugisch, der seit April 2022 im Amt ist, gut entwickelt. „Sie ist stärker und stabiler geworden. Jetzt geht es darum, den nächsten Schritt zu schaffen“, forderte der DHB-Präsident.
Derzeit könne man „bei den großen Turnieren jedes Team schlagen, das im Ranking hinter uns liegt. Um in ein Halbfinale einzuziehen, müssen wir aber eben ein Top-Team besiegen. Das ist dann der Punkt, ab dem du als Spitzenmannschaft wahrgenommen wirst“, sagte Michelmann.
So weit will Gaugisch noch nicht vorausdenken. „Wir tun gut daran, in kleinen Schritten zu denken. Wir wollen die drei Vorrundenspiele gewinnen, um mit einem guten Gefühl zur Hauptrunde nach Dortmund zu reisen“, sagte der Bundestrainer.
Zugleich bekräftigte er: „Jeder hat den Traum, nach Rotterdam zu gehen.“ Dort werden am Final-Wochenende die Medaillen vergeben. Dann will die DHB-Auswahl noch im Rennen sein. „Das Viertelfinale soll nicht die Endstation sein. Es wäre falsch, zu sagen, das war es dann und tschüss“, sagte Rückraumspielerin Xenia Smits. (dpa)
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