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Mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten stehen während der Europa League-Partie des VfB Stuttgart gegen die Go Ahead Eagles im Stadion De Adelaarshorst.

© dpa/Federico Gambarini

Update

Stuttgarter Fans mit Schlagstöcken verprügelt: VfB-Boss Wehrle kritisiert „völlig unverhältnismäßigen“ Polizeieinsatz in Deventer

Beim Sieg in der Europa League ist die Stuttgarter Kurve fast verwaist. Viele Fans reisen vorzeitig ab, zuvor war die niederländische Polizei brutal vorgegangen. Der VfB-Sportchef zeigt sich „schockiert“.

Stand:

Mit einem souveränen 4:0 (2:0)-Sieg bei den Go Ahead Eagles im niederländischen Deventer hat der VfB Stuttgart am Donnerstagabend einen wichtigen Schritt Richtung K.o.-Phase der Europa League gemacht.

Doch für die mitgereisten Fans des schwäbischen Fußball-Bundesligisten geriet das zur Nebensache. Denn noch vor Anpfiff der Partie im Stadion De Adelaarshorst hatte ein Teil der Stuttgarter Fans die Rückreise angetreten. Zuvor war die Polizei auch mit Schlagstöcken gegen VfB-Fans vorgegangen.

Wie der VfB vor der Partie am Donnerstagabend mitteilte, hätten die Behörden gegen die Insassen von drei Fan-Bussen ein Betretungsverbot für die Stadt verhängt, weil Fans sich am Treffpunkt angeblich aggressiv verhalten hätten. VfB-Verantwortliche vor Ort hätten aber kein entsprechendes Verhalten der Fans wahrgenommen.

Dieses unverhältnismäßige Vorgehen gefährdet unsere Fußballkultur.

Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender VfB Stuttgart

Er sei „schockiert“ vom „völlig unverhältnismäßigen“ Vorgehen der Polizei, sagte Stuttgarts Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle bei RTL. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Das werde man sich nicht gefallen lassen. Man habe sich umgehend bei der Uefa beschwert.

Weitere VfB-Fans, die bereits in Deventer angekommen waren, erklärten sich mit den Insassen der betroffenen Busse solidarisch und traten ebenfalls die Rückreise nach Stuttgart an.

Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG.

© dpa/Marijan Murat/Archiv

Der Gästeblock war entsprechend nicht komplett gefüllt, organisierte Unterstützung gab es für die Stuttgarter im Stadion mit Wellblech-Charme mitten im Wohngebiet nicht.

Polizei ging mit Schlagstöcken gegen VfB-Fans vor

„Ich war die ganze Zeit vor Ort am Treffpunkt der Fans und konnte mir ein Bild von den Gegebenheiten machen. Die örtlichen Behörden haben aus für uns überhaupt nicht nachvollziehbaren Gründen ein Betretungsverbot für Teile unserer Fans ausgesprochen“, sagte Wehrle.

„Wir sind mit den Behörden und der Uefa im engen Austausch und drängen auf eine lückenlose Aufarbeitung der Vorkommnisse. Dieses unverhältnismäßige Vorgehen gefährdet unsere Fußballkultur“, sagte Wehrle weiter.

Was mich wirklich schockiert, ist, wenn du heute in Europa aus einem Bus aussteigst und zur Begrüßung erst mal einen Knüppel ins Genick bekommst.

Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender VfB Stuttgart

Videobilder niederländischer Medien zeigten, wie die Polizei angereiste Fans zwang, wieder in ihre Busse zu steigen und die Rückfahrt anzutreten.

Der Gästeblock des VfB bei den Go Ahead Eagles in Deventer war nur mäßig gefüllt.

© Federico Gambarini/dpa

Zuvor war es am Treffpunkt der Fans bereits beim Eintreffen der Busse zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Videobilder zeigten Bereitschaftspolizisten, die mit Schlagstöcken auf Fans an den Bussen einschlugen.

„Was mich wirklich schockiert, ist, wenn du heute in Europa aus einem Bus aussteigst und zur Begrüßung erst mal einen Knüppel ins Genick bekommst“, schimpfte VfB-Boss Wehrle zur Pause der Partie bei RTL. „Wo sind wir denn?“

Niederländischen Medienberichten zufolge wollten die Beamten die Fans in Richtung der Fanzone bewegen. Dort wurden, wie auf weiteren Bildern zu sehen war, von den Fans Absperrgitter umgerissen und es kam zu einer Konfrontation mit den Beamten.

VfB-Gegner sieht Situation „gut gelöst“

Der Direktor der Go Ahead Eagles, Jan Willem van Dop, sagte, dass es zu dem Polizeieinsatz kam, weil in den Bussen Fans ohne Tickets gesessen hätten, berichtete die Zeitung „De Stentor“. Menschen ohne Tickets sollten aber nicht zum Stadion kommen. „Regeln sind Regeln und das wird hier gut gelöst“, sagte er. 

Aus Sorge vor Ausschreitungen hatte der Bürgermeister von Deventer, Ron König, am Nachmittag bereits für die Stuttgarter Fans ein Betretungsverbot für die Innenstadt erlassen. Der Grund sei, dass nach Informationen der Polizei eine ernsthafte Störung der öffentlichen Sicherheit drohe.

Sportlich behielten an diesem Abend letztlich die Stuttgarter die Oberhand gegen die Go Ahead Eagles. Beim 4:0 (2:0) traf Nationalspieler Jamie Leweling doppelt für den spielfreudigen VfB (20./35. Minute). Bilal El Khannouss (59.) und Badredine Bouanani (90.+3) waren gegen den niederländischen Pokalsieger ebenfalls als Torschützen erfolgreich.

Für die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß, die nach fünf Spieltagen neun Punkte hat, war es der erste internationale Auswärtssieg der Saison. Wettbewerbsübergreifend ist Stuttgart nun vier Spiele in Serie ungeschlagen. (dpa, Tsp)

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