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Sport: Tennis: War einmal ein Zeitgeist

Patsch!!

Patsch!! Bumm! Patsch!! Bumm! Patsch!!! Fifteen, love. Applaus. "Quiet, please!" Patsch!!!! Thirty, love. Undsoweiter. Stundenlang. Tagaus, tagein. Und was waren wir alle begeistert, damals, vor gut zehn Jahren, als Tennis den Fußball attackierte als uns Deutschen liebste Sportart. Das feine Tennis den proletarischen Fußball, was wohl auch mit ein Grund der Begeisterung war. Tennis, der Sport der Individualisten, derer, die die Ellbogen einsetzen - das aber mit Stil -, war en vogue, Fußball, der Sport der Solidargemeinschaft, noch im Stadium der Wiederbelebung. Was alles in allem auch ein wenig dem Zeitgeist so kurz nach der Wende entsprach. Nicht die Wiederbelebung, aber der Ellbogen, der die Gemeinsamkeit des Teams sprengt.

Dieser Tage jährt sich der deutsche Doppelsieg in Wimbledon, der Moment, in dem Steffi Graf mal wieder Wimbledon gewann und Michael Stich, der Langweiler, Boris Becker, den Charismatiker, besiegte. Ihn aus seinem Wohnzimmer vertrieb, wie es damals hieß. Dass dies eigentlich schon schlimm genug war, ging ein wenig unter in den Champagnerräuschen und Kaviarschlachten, die die großen Tennisturniere und Daviscup-Festivitäten mit sich brachten. Das hat sich ja dann gottlob wieder schnell verflüchtigt nach all der Völlerei.

Nächsten Montag fängt das Turnier in Wimbledon wieder an. Und, fiebert schon etwas? Wenigstens ein bisschen für Haas, Prinosil, Kiefer, oder wie die deutschen Teilnehmer heißen? Nichts gegen Tennis, aber dass Fräulein Kurnikowa, das zwar Tennis nicht kann, das aber schön, dass also Fräulein Kurnikowa abgesagt hat für das Turnier, war die wesentliche Tennis-Meldung der vergangenen Woche. Und das ist doch irgendwie bezeichnend. Ein bisschen wirkt Tennis zehn Jahre nach dem Boom wie der Neue Markt. Erst hat es patsch gemacht, dann bumm, dann nochmal patsch und wieder bumm und dann ist die Blase mit lautem Knall geplatzt. Und das, sagt der Fußballfan, ist auch gut so.

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