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© dpa

Interview: Timo Glock: „Es ist ein Pokerspiel“

Formel-1-Pilot Timo Glock spricht vor Beginn der neuen WM-Saison über seine Chancen mit dem Team Virgin und die Rückkehr von Superstar Michael Schumacher.

Herr Glock, Sie sind in diesem Jahr einer von sechs deutschen Fahrern im Feld – wie viel Deutsch verträgt die Formel 1?



Das müsste man die aus den anderen Nationen fragen. Für mich macht das jetzt keinen so großen Unterschied, denn die anderen fünf werden zumindest im ersten Drittel des Jahres vor mir herfahren.

Das ist so zu erwarten, da das neue Team Virgin – Ihr neuer Arbeitgeber – wohl erst einmal nicht konkurrenzfähig sein wird. Haben Sie sich das gut überlegt?

Sicher. Mir war klar, worauf ich mich eingelassen habe. Jeder Rennfahrer will gewinnen, aber man kann nicht erwarten, dass ein Team, das mit einem weißen Blatt Papier anfängt, gleich vorne reinfährt.

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Foto: dpa

© Virgin Racing HO

Besteht für Sie da nicht die Gefahr, angesichts des Hypes um Michael Schumachers Comeback und so viel starker Konkurrenz im eigenen Land hinten runterzufallen?

Das mag schon sein. Aber es ist im Sport eben so, dass der im Vordergrund steht, der Erfolg hat. Für mich ist das im Moment eine relativ entspannte Situation, weil überhaupt kein Druck da ist.

Brauchen Sie diesen Druck nicht auch?

Das ist natürlich eine Umstellung. Aber ich habe mich sehr lange mit meiner Entscheidung befasst. Man muss halt auch in die Zukunft schauen: Was verändert sich vielleicht langfristig in der Formel 1? Sicher ist das ein Pokerspiel.

Ist für Sie ein Team wie Virgin die Zukunft der Formel 1?

Viel wird davon abhängen, wie das Reglement in der Zukunft aussieht. Ich glaube, der Trend geht im Moment eher in die Richtung kleinerer Teams. Man hat gesehen, wie schnell bei Konzernen wie BMW oder Toyota Entscheidungen fallen. Vor ein paar Monaten haben sich einige noch gefragt, ob die Formel 1 überhaupt weiter existieren würde ohne die großen Hersteller. Dann kommen neue Teams, und einige beschweren sich wieder und fragen: Was wollen die eigentlich hier? Dabei sind doch wir diejenigen, die der Formel 1 helfen. So sehe ich das zumindest.

Woher nehmen Sie sportlich die Motivation, für dieses Team zu starten?

Als Fahrer besteht die Motivation immer irgendwie darin, das Beste aus dem Auto herauszuholen. Aber die Hauptmotivation sehe ich für mich, den Leuten, die uns ohne Ende kritisieren, die behaupten, es sei unmöglich, ein Auto nur am Computer zu entwerfen und zu entwickeln, ohne Windkanal, das Gegenteil zu beweisen. Und die Arbeitsweise hier, wo alles sehr direkt läuft, wo ich viel Einfluss nehmen kann, die macht mir richtig Spaß.

Das Gespräch führte Karin Sturm.  Timo Glock, 27, entschied sich nach dem Ausstieg von Toyota für das neue Team Virgin, dessen Formel-1-Auto als erstes überhaupt nur am Computer entstanden ist.

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