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Trainer weg, Probleme bleiben: Daten und Fakten zu Borussia Dortmunds Schlingerkurs
Gründe dafür, dass die Demission von Nuri Sahin die richtige Entscheidung war und Aspekte dafür, dass die ganz große Zeit des BVB schon ein gutes Jahrzehnt zurückliegt.
Stand:
Nach dem verlorenen Entscheidungsspiel für Sahin gegen Bologna gab der BVB die Entlassung Sahins bekannt. Es passt in die jüngere Geschichte des BVB, dass wieder mal keine Konstanz gefunden wurde. Fünf Gründe dafür, dass die ganz große Zeit des BVB schon ein gutes Jahrzehnt zurückliegt:
Das Trainerkarussell
Seitdem Jürgen Klopp die Borussen im Jahr 2015 verließ, wurde immer wieder versucht, einen passenden Nachfolger zu finden. Dieser Wunsch ging bis heute nicht auf. Acht Trainerwechsel gab es seit Klopp, davon waren nur Tuchel (2015-2017), Favre (2018-2020) und Terzic (2022-2024) länger als ein Jahr im Amt. Alle anderen Trainer haben nicht mal eine Spielzeit überstanden. Die kürzesten Amtszeiten hatten Peter Bosz (161 Tage), Peter Stöger (202 Tage) und Edin Terzic in seiner ersten von zwei Amtszeiten (183 Tage). Direkt dahinter – Nuri Sahin mit 222 Tagen im Amt – das Trainerexperiment war so schnell vorbei, wie es von vielen prognostiziert wurde.
Das Dortmunder Debakel der aktuellen Saison
Auch die guten Ergebnisse in der Bundesliga blieben aus. Sahin ist mit einem Punkteschnitt von 1,48 der schlechteste BVB-Trainer seit acht Jahren, damals war noch Peter Bosz im Amt und hatte einen Punkteschnitt von 1,25. Vor allem die Reisen blieben erfolglos, Dortmund steht in der Auswärtstabelle nach der Hinrunde auf dem 16. Platz. Das letzte Mal so schlecht war Dortmund vor 57 Jahren, in der Saison 1967/1968.
Im DFB-Pokal läuft es nicht mehr
Seit dem DFB-Pokal-Titel in der Saison 2016/2017 hat der BVB den Titel zwar 2020/2021 noch einmal gewonnen, sonst war Dortmund aber alles andere als ein Titelfavorit – fünfmaliges Ausscheiden im Achtelfinale und einmal das Aus im Viertelfinale. Diese Saison sieht es sogar noch ein ganzes Stück schlimmer aus: Niederlage in der 2. Runde gegen Wolfsburg, so früh schieden die Dortmunder zuletzt in der Saison 2010/2011 gegen den damaligen Drittligist Kickers Offenbach aus.
Das Problem der Chancenkreation
Das Herausarbeiten von Chancen ist beim BVB eines der Hauptprobleme dieser Saison. Bei der 0:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt am jüngsten Spieltag hatte man 68 Prozent Ballbesitz, 31 Flanken, sieben Ecken und zwölf Torschüsse. Bei der 2:4-Niederlage gegen Kiel sieht man ähnliche Werte: 75 Prozent Ballbesitz, 34 Flanken, neun Ecken und 16 Torschüsse. Das Resultat jedoch war ernüchternd – es gab insgesamt nur zwei Tore. Man erkennt ein Muster. Der BVB hat das Potenzial, doch gefährlich wird es meistens nicht.
Neuer Trainer, neues Glück?
Die Entscheidung, Sahin zu entlassen, war letztlich wohl unvermeidbar. Aber das löst trotzdem nicht alle Probleme der Schwarz-Gelben. Sie brauchen einen Trainer, dessen Spielidee zu den Spielern im Kader passt. Außerdem sollte sich die erneuerte Führungsetage um Sebastian Kehl und Lars Ricken endlich von dem Gedanken befreien, Jürgen Klopps Fußballidee aufrechterhalten zu wollen. Es muss ein Trainer her, der mit seiner eigenen Spielidee kommt und mit dieser Spielidee sowohl die Mannschaft als auch die „Gelbe Wand“ wieder mitnimmt.
- Der Autor ist 14 Jahre alt und absolviert derzeit ein Schülerpraktikum in der Sportredaktion des Tagesspiegels
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