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Das Wort zum Spieltag: TRAUMTOR

Es ist dieser Augenblick, bevor der Ball das Netz berührt. Der Schütze weiß es schon, der Zuschauer auch, und der Torwart fliegt nur noch, um zu fliegen.

Es ist dieser Augenblick, bevor der Ball das Netz berührt. Der Schütze weiß es schon, der Zuschauer auch, und der Torwart fliegt nur noch, um zu fliegen. Während des Jubellaufs ist der Traumtorschütze noch schwieriger einzufangen als sonst, das war auch an diesem Wochenende so bei Stuttgarts Christian Gentner, Leverkusens André Schürrle, Nürnbergs Daniel Didavi oder Dortmunds Lukasz Piszczek. In diesem Moment entlädt sich nicht nur die in den tausenden Trainingsstunden aufgebaute Spannung des Profis. Das Traumtor ist auch ein Beweis der Existenzberechtigung des Fußballs an sich und wesentlicher Bestandteil seiner Erzählung. Schließlich guckt man ein Spiel auch, weil es heute vielleicht ein solches Tor zu sehen gibt. Gentners Schuss in den Winkel zählt auf der Anzeigetafel zwar nur halb so viel wie die beiden Abstaubertore seines Mannschaftskollegen Martin Harnik aus einer Gesamtdistanz von 2,15 Metern, und in dieser Saisonphase rücken die Punkte mehr in den Vordergrund. Ohne schöne Tore wäre das aber nur ein unvollständiges Erlebnis. Das Tor des Monats in der Sportschau gibt es seit 1971, mit dem Internet hat es aber sein Alleinstellungsmerkmal verloren, weil man hier sofort die Traumtore des Wochenendes aus der Kreisliga oder aus Bolivien sehen kann. Sehen, nicht bestaunen. Denn an das Traumtor ist man inzwischen ebenso gewöhnt wie an den Abstauber.

Mathias Klappenbach

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