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Sport: Treffende Eleganz

Bremen spielt schön und schlägt Dortmund 3:2

Zu den Ärgernissen von Interviews direkt nach Spielschluss gehört das Schönfärben. Oft genug wollen Spieler und Verantwortliche noch nach den gruseligsten Kicks eine tolle Leistung gesehen haben. Bert van Marwijk gehört offenbar zur gegensätzlichen Kategorie. Nach der 2:3Niederlage seiner Mannschaft bei Werder Bremen lieferte der Dortmunder Trainer nämlich gestern eine präzise Fehlerbeschreibung. „Zwischen Theorie und Praxis gibt es einen großen Unterschied“, begann van Marwijk. Der Borussia habe die Aggressivität im Mittelfeld und in der Außenverteidigung gefehlt. Außerdem seien der Mannschaft im Spiel nach vorne zu viele Fehler unterlaufen. Dass Dortmund eine durchaus sehenswerte Leistung gezeigt hatte, erwähnte van Marwijk kaum.

Angesichts so viel Selbstkritik sorgte sich ZDF-Reporter Rolf Töpperwien um das Dortmunder Image. Es sei doch ein tolles Spiel gewesen, sagte Töpperwien – doch diese Vorlage wollte der Dortmunder Coach nicht aufnehmen. „Ich darf doch wohl enttäuscht sein“, sagte er. Denn seine Mannschaft war nicht so weit davon entfernt gewesen, einen Punkt aus dem Weserstadion mitzunehmen.

Schon nach wenigen Minuten hatte Ebi Smolarek zum 1:0 für Dortmund getroffen. Erst nach einer halben Stunde kam Werder langsam ins Spiel. Miroslav Klose traf zum Ausgleich. Danach bestimmte Werder das Spiel, und nun durfte auch der andere Bremer Stürmer sein Tor schießen. Es war ein besonders sehenswertes. Johan Micoud hatte den Ball über die Dortmunder Abwehr gehoben, und Ivan Klasnic lupfte den Ball so lässig über Dortmunds Schlussmann Weidenfeller zum 2:1 ins Tor, dass so mancher der 40 840 Zuschauer im Stadion glaubte, der Schiedsrichter habe schon auf Abseits entschieden. Danach vergaben die Bremer zu viele Chancen, schon gegen den FC Barcelona war genau das Werders Problem gewesen. Und auch gestern hätte es das Team fast um den Erfolg gebracht. Denn 20 Minuten vor dem Ende zeigte der eingewechselte Jan Koller, wie wichtig er für Dortmund ist. Nach einem hoch in den Bremer Strafraum geschlagenen Ball gewann er das Kopfballduell gegen Torwart Reinke, und Smolarek erzielte sein zweites Tor an diesem Nachmittag.

Doch diesmal half der Zufall den Bremern. Micoud hatte auf Klasnic geflankt. Der verpasste den Ball, irritierte damit aber Torhüter Weidenfeller, und der Ball lag im Tor. Es war der Siegtreffer – auch wenn Dortmund durch Koller beinahe in der Nachspielzeit noch etwas gelungen wäre. Bei einem 3:3 hätte sich van Marwijk gefreut. „Aber das“, sagte er, „wäre nicht verdient gewesen.“

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