zum Hauptinhalt
Steht im Mehrkampf-Finale: Timo Eder.

© Dita Alangkara/AP/dpa

Turn-Weltmeisterschaften: Mehr Risiko für die Zukunft: Nur ein Finalplatz für Turner

Auf den Glanz der Heim-EM folgt eine Enttäuschung: Nur ein deutscher Turner erreicht bei den Weltmeisterschaften ein Finale. Der Athletensprecher und der Bundestrainer erklären den Hintergrund.

Stand:

Timo Eder grinste verschmitzt, schnalzte mit der Zunge und zwinkerte dabei. Mit einem Schuss Cleverness hat der 20-jährige Ludwigsburger den Eisbox-Temperaturen in der IMS Arena getrotzt und sich in Jakarta bei seinem Weltmeisterschafts-Debüt ins Mehrkampf-Finale geturnt. Er mache sich richtig warm, darauf lege er großen Wert, erklärte der Mixed-Europameister. „Und so lange die Hände nicht kalt sind, kommt man da relativ gut durch.“ 

Außerdem gebe es in der zweigeteilten Einturnhalle eine kalte und eine angenehmere Seite. „Ich mache mich zum Glück immer auf der Seite warm, wo es etwas wärmer ist“, verriet der deutsche Mehrkampf-Meister. 

Mit 78,265 Punkten für seine Vorträge an Pauschenpferd, Ringen, Sprung, Barren, Reck und Boden erreichte Eder den Endkampf am Mittwoch (13.30 MESZ/sportschau.de) als 13. - und erfüllte damit als Einziger der vier deutschen Turner die Ansprüche von Bundestrainer Jens Milbradt. Einen Tag nach dem eigenen Qualifikationsauftritt am Sonntag bibberte Barren-Europameister Nils Dunkel gemeinsam mit den Teamkollegen im dicken Hoodie und mit Kapuze auf dem Kopf um seine Finalchance. Auf der Tribüne sah er, wie in den beiden abschließenden Vorkampf-Gruppen die Konkurrenten an ihm vorbeizogen und ihn aus dem Feld der 24 Starter des Mehrkampf-Finales verdrängten.

75,098 Zähler reichten am Ende nur zu Rang 26, womit er zweiter Nachrücker ist, falls zwei vor ihm platzierte Turner ausfallen. „Das ist definitiv eine Enttäuschung. Ich habe die Tür aufgemacht für Länder, die normalerweise hinter mir bleiben sollten“, bekannte der 28-Jährige aus Halle/Saale. Die WM-Novizen Gabriel Eichhorn (Stuttgart) an Barren und Reck sowie Artur Sahakyan (Mühlheim/Ruhr) an den Ringen verpassten ebenso wie Eder und Dunkel die Einzelfinals am Freitag und Samstag. 

Für die Zukunft bewusst steinigen Weg gewählt

Nach dem glanzvollen Auftritt bei den Heim-Europameisterschaften Ende Mai in Leipzig mit den Titeln für Dunkel und Eder sowie Reck-Silber für den zurückgetretenen Andreas Toba und noch einmal Barren-Bronze für Eder müssen die deutschen Turner in Jakarta kleinere Brötchen backen. Es habe „nicht alles funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, bilanzierte der Bundestrainer. Man sei „nicht in die Qualität und Stabilität gekommen wie bei der Europameisterschaft“.

Den steinigen Weg, dass die erste WM im neuen Olympia-Zyklus mit ernüchternden Resultaten enden könnte, haben die deutschen Turner allerdings bewusst eingeschlagen. Die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles sind der Maßstab. Dafür haben alle größere Schwierigkeiten in ihre Übungen eingebaut. „Das Risiko hat sich leider nicht ausgezahlt“, konstatierte Dunkel in seiner Eigenschaft als Athletensprecher. Es gehe nicht um diese WM, sondern es um den kompletten Zyklus. „Deswegen ist es auf jeden Fall der richtige Weg, den wir gegangen sind.“ 

„Wir müssen aufstocken“

Unter Milbradt, der als Nachfolger von Valeri Belenki seine erste WM als Männer-Bundestrainer bestreitet, ist alles planvoll auf die Zukunft ausgerichtet. Man habe versucht, sich zu entwickeln, was immer in den Mittelpunkt gestellt worden sei. Kernpunkt dabei ist, schwieriger zu turnen. „Wir müssen aufstocken, wenn wir international konkurrenzfähig sein wollen. Aus der Sicht müssen wir auch mal das eine oder andere schlechte Resultat bei so einer Weltmeisterschaft in Kauf nehmen, auch wenn es nicht schön ist und wehtut“, betonte der 56-Jährige.

© dpa-infocom, dpa:251020-930-183406/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })