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Bike-Trial-Profi Danny MacAskill führt einen Stunt auf.

© Jane Barlow/dpa

Bike-Trial bei den "Finals Berlin": Über Stock und Stein

Fahrrad-Trial ist eine kleine, junge Sportart. Jetzt will sie in Berlin groß rauskommen.

Berlin - Die Olympischen Spiele bestehen längst nicht mehr nur aus den klassischen Disziplinen, die viele im ersten Moment mit ihnen verbinden. Das Portfolio erweitert sich, man könnte auch sagen, es verjüngt sich. Snowboarder und BMX-Fahrer haben sich bereits etabliert. Im nächsten Jahr in Tokio werden die Surfer zum ersten Mal dabei sein und ab 2024 ist Breakdance olympisch. Bei den Finals in Berlin geht man ebenfalls mit der Zeit. Wenn am Wochenende in zehn verschiedenen Sportarenen die Deutschen Meister ermittelt werden, ist auch Fahrrad-Trial mit dabei. Turniere und Meisterschaften gibt es in Deutschland zwar schon seit den 1970ern – aber das öffentliche Interesse blieb lange gering. Das soll sich nun ändern.

Wenn am Samstag und Sonntag also Sportler auf Mountainbikes im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark über einen Parcour aus Baumstämmen, großen Steinen und anderen Hindernissen fahren und springen, nennt sich das Trial. Für die Fahrer geht es darum, verschiedenste Hindernisse in möglichst geringer Zeit und ohne Fehlerpunkte zu überwinden. Berühren beide Füße den Boden oder das Hindernis, muss der Sportler abbrechen und kann keine weiteren Punkte in dieser Runde sammeln. Die Sportart erfordert also in erster Linie Sprungkraft, Mut und Balance. In den USA zog die motorisierten Variante die Fans an.

Aus der anfänglichen Idee, nach der sich jeder auf der Straße oder in der Natur seine ganz eigenen Hindernisse sucht, entstand recht bald ein organisierter Wettkampf. Nun darf sich der Sport zum ersten Mal in Deutschland auf großer Bühne präsentieren. Immerhin berichten ARD und ZDF ausgiebig über das Sportevent, das in dieser gebündelten Form zum ersten Mal in Deutschland stattfindet. „Wir haben die Regeln der Wettkämpfe angepasst, um das ganze Event für die Zuschauer und das Fernsehen interessanter zu machen“, sagt Siegfried Heckl, der Ressortleiter der Trial-Sparte im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). In der Vergangenheit hätten sich Meisterschaften des Öfteren über mehrere Stunden hingezogen. Nun gebe es strengere Vorläufe und kürzere Wettkämpfe.

Trotzdem befinde sich der Bike-Trial-Sport noch am Anfang, sagt Heckl. So bekommt der Deutsche Meister auch kein Preisgeld. Und auch für die Anreise und die Unterkunft müssen die Athleten selbst aufkommen. „Da wir bisher kaum mediale Aufmerksamkeit in Deutschland und damit wenig Sponsoren haben, müssen wir unsere Einnahmen zu einhundert Prozent wieder in das Event investieren“, sagte Heckl. Gerade der Aufbau der Zuschauertribünen und des speziellen Parcours sind äußerst kostspielig.

Zudem kann der BDR kaum finanzielle Aufbauhilfe für die vergleichsweise kleine Sparte leisten. Zu sehr hat der einst reiche Verband unter den vielen Dopingverstößen im Radsport in der Vergangenheit gelitten. Umso mehr wissen die Trial-Biker nun ihren Auftritt bei den Finals in Berlin zu schätzen. Und obwohl der Weg vermutlich noch ein sehr weiter ist: Die Chancen irgendwann einmal olympisch zu werden, sind für moderne Sportarten wie Trial so gut wie nie zuvor. 

Sebastian Behrens

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