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Studenten-Power: Schwimmerinnen Simone Manuel (20, Stanford University), Kathleen Baker (19, University of California), Dana Vollmer (28, ehem. University of California) und Lilly King (19, Indiana University) nach ihrem Olympia-Sieg in der Lagen-Staffel.

© dpa

Über 100 Medaillen in Rio: Universell gut: Warum die USA den Sport dominieren

Die USA gewinnen mal wieder den Medaillenspiegel, aber woher kommt diese Überlegenheit? Ein Grund sind die sportlich ambitionierten Unis des Landes - und eine Sportart, die gar nicht olympisch ist.

Man hat sich schon längst daran gewöhnt und schaut beim Medaillenspiegel gar nicht mehr nach ganz oben. Da stehen sie ohnehin immer, die US-Amerikaner. Mehr als 100 Medaillen sind es jetzt in Rio de Janeiro schon, über 40 davon goldene. Während die meisten Nationen von ihren Spezialgebieten abhängig sind – die Deutschen vom Kanusport, die Briten vom Bahnradfahren, die Kenianer von den Laufdisziplinen –, können die Amerikaner scheinbar alles. Aber warum? Woher kommt diese Dominanz auch in Sportarten, in denen nicht das große Geld zu verdienen ist?

Klar, die USA sind ein riesiges und wohlhabendes Land mit ausgeprägter Sportkultur. Und natürlich schwebt über sportlichen Erfolgen auf diesem Niveau auch immer die dunkle Wolke des Dopingverdachts, von dem der amerikanische Leistungssport garantiert nicht freizusprechen ist. Siehe Marion Jones, siehe Lance Armstrong, siehe diverse Dopingskandale in der Baseball-Profiliga MLB.

Schul- und Unisport als Grundlage

Es gibt allerdings noch einen anderen Medaillenspiegel, der die strukturellen Gründe für die US-Überlegenheit andeutet. In diesem führt die Universität Stanford mit neun Goldmedaillen knapp vor der Universität von Kalifornien (8). Selbst die Unis von West Virginia, Florida oder Indiana (jeweils vier) kämen noch in die Top 20 des Nationen-Medaillenspiegels.

Spitzensport in den USA läuft primär über das Schul- und Hochschulsystem. Schwimmerin Lilly King, in Rio zweifach mit Gold geehrt, geht in der normalen Wettkampfsaison für die Universität Indiana an den Start, Kugelstoßsieger Ryan Crouser hat gerade seinen Abschluss an der Uni von Texas gemacht, und auch nicht-amerikanische Top-Athleten wie die Goldmedaillengewinnerin über 400 Meter, Shaunae Miller von den Bahamas, leben und trainieren an amerikanischen Hochschulen, fast immer in erstklassigen Sportanlagen mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Trainern.

Wo kommt das Geld her?

Ein wesentlicher Faktor dabei ist eine Sportart, die gar nicht olympisch ist: American Football. College-Football ist in den USA ein Milliardengeschäft, die großen Unis haben teilweise Stadien mit mehr als 100 000 Sitzplätzen. Den gewaltigen Einnahmen aus TV-Geldern, Ticketerlösen und Merchandise stehen verhältnismäßig geringe Ausgaben gegenüber: Die Athleten gelten als Amateure und bekommen offiziell zwar Stipendien, aber kein Gehalt. Ein bedeutender Teil des Geldes, das die Hochschulen mit Football oder auch Basketball einnehmen, fließt in die Förderung der restlichen Sportarten. Dank dieser Querfinanzierung können auch talentierte Schwimmer, Ringkämpfer oder Golfer Stipendien bekommen und unter hochprofessionellen Strukturen trainieren.

Drei gewinnt. Über 100 Meter Hürden gingen gleich alle Medaillen an die USA, in anderen Disziplinen war es ähnlich.
Drei gewinnt. Über 100 Meter Hürden gingen gleich alle Medaillen an die USA, in anderen Disziplinen war es ähnlich.

© REUTERS

Das wirkt sich auch auf den High-School-Sport aus. Die großen Colleges verfügen über breite Scouting-Netzwerke und Förderungsmechanismen, die talentierte Kinder und Jugendliche an den Schulen frühzeitig registrieren und für sich zu gewinnen suchen – entsprechend ambitioniert wird auch dort schon Sport getrieben. So ist es normal, dass das Schul-Footballteam während der Saison täglich nach dem Unterricht trainiert. Fünf Tage die Woche, genau wie das Tennis-Team, die Leichtathleten oder die Schwimmer. Sport auf Wettkampfebene gehört ganz selbstverständlich zum Schulalltag. Während es in Deutschland an den Kindern oder Eltern selbst liegt, sich einem Sport anzunähern und einem Verein beizutreten, wird man in den USA quasi hineinsozialisiert. Ein Vorsprung, der schon jetzt in über 100 Medaillen zum Ausdruck kommt.

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