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Marco Baldi, 50, lenkt seit 1990 die Geschicke von Alba Berlin. In diesen 22 Jahren erreichte der Klub stets die Play-offs, zum vierten Mal schieden die Berliner nun im Viertelfinale aus.

© Kitty Kleist-Heinrich

Marco Baldi im Interview: "Uns hat der Punch gefehlt"

Geschäftsführer Marco Baldi spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Albas Saisonende, mangelnde Härte und die Zukunft von Trainer Gordon Herbert.

Herr Baldi, wie ist Ihre Gemütslage nach dem Aus im Play-off-Viertelfinale?

Enttäuscht. Es war ein jähes Ende, damit lebt es sich nicht gut. Das muss man verarbeiten. Wir erstellen jetzt einen Fahrplan, was in den nächsten Tagen passiert.

Wie weit sind Sie bisher mit der Analyse des Scheiterns gekommen?

Wir fangen gerade erst an. Man ist auch gut beraten, da ein paar Tage ins Land gehen zu lassen. Dann werden wir alle Dinge tiefgehend besprechen. So ein Saisonende verlangt nach einer umfassenden Reflektion, es gibt keinen Grund zur Eile.

Können Sie schon sagen, was dem Team gefehlt hat, um Würzburg zu besiegen?

Ich möchte dem jetzt nicht vorgreifen. Fakt ist, dass uns der Punch, die mentale Härte in entscheidenden Situationen, gefehlt hat. Das ist aber eher meine Empfindung als eine rationale Betrachtung. Woran das liegt, werden wir untersuchen.

Hat das Aus finanzielle Folgen für die Planungen im Klub?

Natürlich. Wir hatten mit dem Halbfinale kalkuliert, das war das Mindestziel. Aber die Auswirkungen sind übersichtlich, wir sind nicht im freien Fall.

Kommt jetzt ein erneuter Umbruch im Kader oder setzen Sie auf Kontinuität?

Jeder wünscht sich Kontinuität, das kann ein Erfolgsfaktor kann. Aber Kontinuität muss auch eine Begründung haben.

Wird Gordon Herbert Ihr Trainer bleiben?

Jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, um über irgendwelche personellen Konsequenzen zu sprechen. Ich werde mich auch mit Gesellschafter Axel Schweitzer und Präsident Dieter Hauert zusammensetzen und werde jetzt auf keinen Fall irgendwelchen Entscheidungen vorgreifen.

Es gibt also nicht die feste Überzeugung, dass Gordon Herbert der richtige Mann ist? So wie vor zwei Jahren, als Sie sofort nach dem Viertelfinal-Aus verkündeten, Trainer Luka Pavicevic sei der einzige Stein, der nicht gedreht würde?

Damals gab es eine Stimmung gegen Luka. Unsere Überzeugung war aber, mit ihm weiter arbeiten zu wollen. Deswegen habe ich das damals auch gesagt, ohne die sehr spezielle Situation vorher analysiert zu haben. Dieses Mal möchte ich mich dazu nicht äußern. Nicht weil ich zu feige bin, sondern weil wir die Dinge erst besprechen müssen. Die Verantwortlichkeit liegt aber ganz klar nicht nur beim Trainer oder beim Management, sondern auch bei den Spielern.

Alba hat eine Saison ohne große Höhen und Tiefen gespielt, es gab keine Turbulenzen im Umfeld des Teams. War es trotzdem absehbar, dass es am Ende eine Enttäuschung geben könnte?

Ich hatte das Gefühl, dass wir mit dieser Gruppe und diesen Charakteren viel erreichen können. Allerdings sind wir nie konstant dahin gekommen, in entscheidenden Situationen alles zu fokussieren und alles aus uns herausholen zu können. Wir waren ab Januar von Verletzungen oder Nackenschlägen verschont, trotzdem sind wir den Beweis schuldig geblieben, unser Allerbestes zeigen zu können, wenn es darauf ankommt. Mit diesem Team gab es alle Möglichkeiten. Jetzt ist die schlechteste aller Möglichkeiten eingetreten.

Sie haben zuletzt in den Play-offs immer wieder gesagt: „Jetzt kommt die Wahrheit.“ Wie sieht Alba Berlins Wahrheit momentan aus?

Die Wahrheit ist, dass wir unser Potenzial nicht abrufen konnten, als es darauf ankam. Das müssen wir jetzt auswerten, und mit der alten Überzeugung – oder einer neuen, ich weiß es noch nicht – die Planung für die kommende Saison angehen.

Das Gespräch führte Lars Spannagel.

Marco Baldi, 50,

lenkt seit 1990 die Geschicke von Alba Berlin. In diesen 22 Jahren erreichte der Klub stets die Play-offs, zum vierten Mal schieden die Berliner nun im Viertelfinale aus.

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