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Die deutsche Lena Dürr in Aktion.

© dpa/Gabriele Facciotti

Verpatzte Medaillenchance bei WM: Wenn die Skikanten wieder einmal Nerven durchtrennen

Es war so knapp wie lange nicht mehr. Und umso schwerer zu sehen, wie beide deutsche Frauen-Teams aus der Disziplin Team Kombi ausscheiden. Für die Deutschen hätte das eine echte Wende sein können.

Tanja Kunesch
Ein Kommentar von Tanja Kunesch

Stand:

Die Hände knickten die Deutschland-Herzchen um, die auf Kira Weidle-Winkelmanns Kopf wackelten. Sie musste sich wegdrehen, also sie sah, wie ihre Teamkollegin Jessica Hilzinger aus dem Lauf ausschied. Erste Chance auf eine Medaille verpasst. Aber alle Hoffnungen ruhten vorab ohnehin auf Lena Dürr. Doch auch sie flog im Zielhang raus. Es soll einfach nicht sein bei den deutschen Ski-Alpin Fahrer:innen. Dabei hätte die neue Disziplin Team-Kombi bei der WM in Saalbach-Hinterglemm eine echte Chance geboten, endlich eine deutsche Medaille zu holen – sogar eine Goldene hatte verheißungsvoll von der Piste geglitzert. Bleibt es die einzige Chance?

Aicher hatte stark im ersten Lauf in der Abfahrt vorgelegt und war auf Platz zwei gefahren. Dürr, die Slalom-Spezialistin, hätte Aichers Vorsprung nur mitnehmen und ihr Können zwischen den 74 Toren ausfahren müssen. Aber den Deutschen fehlte die mentale Stärke. Als Vorletzte zu fahren, und zu wissen, dass die Partnerin bereits abgeliefert hatte, war für Dürr sicher nicht einfach. Aber es war nicht das erste Mal, dass die Nerven das deutsche Team im Stich gelassen haben. Es fehlt den Deutschen an Selbstvertrauen – und dem einen Sieg, der endlich mal etwas drehen könnte.

20
Jahre ist es her, dass die Deutschen den ersten Mannschaftswettbewerb der WM-Geschichte gewannen.

Die Team-Kombi-Disziplin hätte dafür den perfekten Start geben können: Zum einen haben die Deutschen in einer anderen Team Disziplin vor fast genau 20 Jahren den ersten Mannschaftswettbewerb der WM-Geschichte in Bormio gewonnen. Mit dabei waren unter anderem noch Ski-Größen wie Felix Neureuther, Hilde Gerg und Martina Ertl. Welche besseren Fahrrillen hätte es gegeben, um es ihnen gleichzutun?

Zum anderen bietet die Disziplin etwas Außergewöhnliches im Skifahren: Du bist nicht nur auf deine zwei Bretter gestellt auf eisiger Piste. Du hast eine Partnerin, du bist Teil eines Teams. Zusammen lässt sich oft besser etwas überwinden, und das fehlende Selbstvertrauen stärken.

Stattdessen überwog wohl der Druck, die Leistung endlich in verdiente Medaillen zu übersetzen. Und endete damit, dass die Deutschen nicht mal eine Platzierung rausfuhren, weil die beiden Slalom-Fahrerinnen direkt aus dem Lauf ausschieden. Gerade für das deutsche Team war die Verteilung ungewöhnlich, das sonst eher in der Abfahrt schwächelt. Bei den Männern sogar so gravierend, dass der Bundestrainer Christian Schwaiger nach dem schwachen Abschneiden in der WM-Abfahrt heftige Kritik äußerte: „Richtig schlecht“ sei die Performance der drei DSV-Fahrer.

Umso schlimmer war es zu sehen, wie nahe dran die Frauen diesmal waren. Zum ersten Mal war die Spannung spürbar auf der Piste, auch der Bildschirm konnte für Zuschauende nicht schnell genug mit Dürr um die Stangen wedeln. Es war so knapp, dass es einem fast Hoffnung gab. Fast.

Denn übrig bleibt nur wieder die Frage, was passieren muss, dass die Deutschen endlich wieder Vertrauen und Angriffslust auf ihren Brettern haben und sich mit der ersehnten Medaille belohnen.

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