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Sport: Viele Tore in aller Freundschaft

Deutschlands Handballer gewinnen in der Schmeling-Halle 39:34 gegen Island

Berlin. Damit hatte Stefan Kretzschmar nicht gerechnet. Plötzlich stand seine Mutter auf dem Parkett der Max-Schmeling-Halle vor ihm und überreichte ihm einen gläsernen Pokal. Den hatte Waltraud Kretzschmar einst zu ihrem 200. Länderspiel bekommen und den schenkte sie nun ihrem Sohn – der gestern ebenfalls zum 200. Male das Nationaltrikot überstreifte. „Das hat mich sehr berührt“, gestand Stefan Kretzschmar später. Es war für den extrovertierten Handballstar ohnehin ein besonderer Tag in seiner Heimatstadt. Von 7100 Zuschauern gefeiert, präsentierte der Jubilar einige Handball-Glanzstücke wie den Kempa-Trick mit erfolgreichem Rückhandwurf. Am Ende hatte er fünf Tore geworfen und durfte sich mit seinen Mannschaftskameraden über den 39:34 (23:17)-Sieg gegen Island freuen.

Wobei das Ergebnis eher sekundär war. Es war ein freundschaftliches Länderspiel, bei dem viel experimentiert wurde, hüben wie drüben. „Man hat auch gesehen, dass zum Ende der Saison einige Spieler nicht mehr frisch waren“, sagte Bundestrainer Heiner Brand. Was vor allem in der Abwehr zu erkennen war: 34 Gegentore sagen genug. „Es war dennoch ein attraktives Spiel“, fügte Brand hinzu. Man schien es dem Berliner Publikum, vom Handball nun wahrlich nicht verwöhnt, schuldig zu sein.

Was Brand nicht hinderte, junge Spieler zu testen. Wenn nicht in einem solchen Spiel, wann denn dann. Zeitweilig standen Christian Rose, Christian Schöne und Adrian Wagner gleichzeitig auf dem Parkett. Als der zwischenzeitliche Vorsprung von acht Toren auf vier schmolz, brachte Brand wieder die Kretzschmar, Florian Kehrmann, Markus Baur (jeweils sechs Tore) und Christian Schwarzer (5) ins Spiel. Und die stellten im Duell des Vizeweltmeisters mit dem WM-Siebenten die Relationen wieder her.

Da half den Isländern auch nicht, dass Olafur Stefansson lange Zeit seine Weltklasse demonstrierte. Allein in den ersten 16 Minuten erzielte er sechs Tore. Später, manchmal auch von seinem Magdeburger Mannschaftskameraden Kretzschmar in Manndeckung genommen, war er weniger wirkungsvoll. Mit seinen acht Treffern war er dennoch der erfolgreichste Werfer an diesem kurzweiligen Nachmittag. „Wir standen leider in der Abwehr zu schlecht. Sonst hätten wir das Spiel offener halten können“, so Stefansson.

Schmunzeln rief sein Landsmann Sigfus Sigurdsson hervor, der auch beim SC Magdeburg spielt. Der Glatzkopf mit dem Wikinger-Bart wirkte mit seinen über zwei Zentnern nicht unbedingt austrainiert, machte aus seiner Vorliebe für die Show auch kein Hehl. So manches Mal blieb er länger auf dem Boden liegen, als es nötig zu sein schien. Offenbar war ihm die Auszeit sehr willkommen.

Eine Auszeit nahm auch Eyjölfur Sverrisson – vom Fußball. Der Herthaner ließ es sich nicht nehmen, seine Landsleute zu unterstützen. „Schade, dass sie so viele Tore kassiert haben. Dadurch war schon früh die Luft aus dem Spiel raus“, sagte Sverrisson. Was seiner Begeisterung keinen Abbruch tat: „Handball ist unheimlich athletisch und schnell.“

Klaus Rocca

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