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Sport: VIPs im Visier

Neuer Ärger um WM-Karten ohne Personenbindung

Berlin - Die Firma ISE erlebt gerade keine guten Tage. „Tickets to heaven“ wollte der Vermarkter von gut 300 000 VIP-Karten für die Fußball-WM verkaufen, „ein Erlebnis once in a lifetime“ bieten. Doch je näher das Turnier rückt, desto häufiger gerät die Firma, die vom Weltverband Fifa für 165 Millionen Euro die Lizenz zum Verkauf der VIP-Tickets erworben hatte, in die negativen Schlagzeilen. Zuerst häuften sich die Indizien, dass sich die teuren „Hospitality“-Pakete inklusive Parkplatz und Bewirtung nicht wie erhofft verkaufen. Zuletzt gab die Fifa Zehntausende Karten, überwiegend aus dem Kontingent der ISE, an die deutschen Organisatoren zurück, die diese in den Fanverkauf umleiteten. Nun erschüttert die WM-Planer die Nachricht, dass nicht für alle VIP-Tickets die persönlichen Daten der Käufer vorliegen. „Wir sind bemüht, die Daten unserer Kunden zu sammeln“, bekannte ISE-Sprecher Peter Czanardi. „Aber die Zeit, das für alle Kunden umzusetzen, wird knapp.“

Wie konnte das passieren? Seit zwei Jahren wird von der Ticketkommission der Fifa und des deutschen Organisationskomitees (OK) eine Personalisierung aller Karten gefordert. Fans mussten beim Ticketkauf persönliche Daten wie Name, Adresse und Personalausweis-Nummer von sich und ihren Begleitern angeben. Als im vergangenen Sommer der Tagesspiegel aufdeckte, dass auf Sponsoren- und VIP-Tickets sowie auf Karten der Fußballverbände nicht der Name des Karteninhabers, sondern nur der Firma oder des Verbandes gedruckt wird, verwiesen die Organisatoren auf Namenslisten. Diese sollten stattdessen in den Stadien hinterlegt werden. Sicherheitsexperten und Fanvertreter warnten schon damals vor einer Sicherheitslücke. Kann diese Lücke nun nicht geschlossen werden?

„Für VIPs darf es keine Ausnahmen bei der Angabe persönlicher Daten geben“, sagte der für Tickets zuständige OK-Vize Horst R. Schmidt auf Nachfrage. Besonders das Innenministerium drängt aus Sicherheitsgründen darauf, dass auch Namen und Daten der VIP-Gäste vorliegen und notfalls mit den Personaldokumenten abgeglichen werden können. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ sind die Namenslisten aber weiterhin lückenhaft. Damit könnten VIP-Kunden bei den stichprobenartigen Kontrollen abgewiesen werden. Nach Angaben von Firmensprecher Czanardi hat ISE alle Kunden schriftlich aufgefordert, ihre Daten anzugeben. Dies könnten sie im Internet auf einer Kundenplattform erledigen.

Nicht wenige Kunden zögern offenbar mit ihren Angaben. Denn verschenkte Tickets müssen als „geldwerter Vorteil“ versteuert werden. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt zudem wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen Politiker. Ihnen wurden Kartengeschenke von Sponsor EnBW, gegen den auch ermittelt wird, angeboten. Das Organisationskomitee versicherte am Montag erneut, dass alle Daten nach der WM gelöscht werden. Vielen VIPs fällt die Personalisierung dennoch schwer. „Es ist wie beim Steuern zahlen“, sagt Czanardi. „Niemand macht es gerne, aber man muss es einfach tun.“

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