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Sport: Von Saldi und Superstars

Martín E. Hiller über geänderte Zielvorstellungen bei Sportdirektoren Der Effekt mutet immer noch seltsam, ja bedauerlich an, auch wenn er in in den letzten Jahren zunehmend regelmäßig zu beobachten ist: Männer in mittlerem bis gehobenem Alter, einst selbst als Spieler auf dem Rasen oder gar als Fan auf dem Rang, verlieren jedwede Freude am Fußball, so wie er sie früher gereizt hat.

Martín E. Hiller über geänderte Zielvorstellungen bei Sportdirektoren

Der Effekt mutet immer noch seltsam, ja bedauerlich an, auch wenn er in in den letzten Jahren zunehmend regelmäßig zu beobachten ist: Männer in mittlerem bis gehobenem Alter, einst selbst als Spieler auf dem Rasen oder gar als Fan auf dem Rang, verlieren jedwede Freude am Fußball, so wie er sie früher gereizt hat. Dabei wenden sich diese Herren nicht etwa vom Fußball ab. Im Gegenteil, sie beschäftigen sich umso intensiver mit ihm, nun, da sie Vereinspräsident, Manager, Technischer Direktor oder sonst etwas Wichtiges geworden sind. Doch von jetzt an geht es ihnen nicht mehr um das Spiel an sich. Relevant ist, den Herrn Vorsitzenden vom Nachbarverein auszustechen, indem man einen höheren Umsatz vor Steuern ausweist oder per Saldo mehr Superstars im Kader führt.

Jorge Valdano verhält sich aktuell in beiden Punkten auf beinahe lobenswerte Weise konsequent. Der Sportdirektor von Real Madrid kündigte gestern an, MegaSuper-Topstar David Beckham von Manchester United verpflichten zu wollen, weil dies „voll in unser Projekt passt“. Sicher, mit Beckham-Trikots lässt sich wohl auch der Umsatz des Unternehmens Real noch einmal steigern.

Aber ist es auch eine große Herausforderung, mit Unterstützung der Stadt Madrid, die dem Verein mal – formal als Bezahlung für sein Grundstück – 400 Millionen Euro zusteckte, immer die teuersten Spieler zu holen? Wird das Spiel von Real nun wirklich noch attraktiver? Herrscht dringendster Nachkaufbedarf auf der Position von Beckham, die derzeit von den Nationalspielern Figo und Solari besetzt wird? Denkt der traditionsreiche Fußballkklub Real Madrid immer noch in sportlichen Kategorien?

Valdano stürmte einst selbst für die Königlichen und an der Seite von Diego Maradona für die argentinische Nationalmannschaft. Er war gerade heraus, positiv und doch nachdenklich – einer, den man gerne sah. Er liebte das Spiel. Ein wenig wünscht man sich als Fan heute den Valdano von früher zurück – nicht nur bei Real.

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