zum Hauptinhalt
Im Finale. Für Jessica Pegula geht ein Traum in Erfüllung.

© IMAGO/USA TODAY Network/IMAGO/Robert Deutsch

Vor dem Finale bei den US Open: Jessica Pegula und der Kampf gegen Klischees

Jessica Pegula ist keine gewöhnliche Tennisspielerin: Ihre Familie besitzt ein milliardenschweres Sport-Imperium, doch zu den US Open fährt sie auch mal mit der U-Bahn. Nun fordert die US-Amerikanerin im Finale die Favoritin.

Von Florian Lütticke

Stand:

Jessica Pegula ließ den Blick über ihre Liebsten auf der Tribüne schweifen und kämpfte mit den Tränen. Durch ihren emotionalen Comeback-Sieg erfüllte sich die US-amerikanische Tennisspielerin mit der ungewöhnlichen Lebensgeschichte den „Kindheitstraum“ vom Finaleinzug bei den US Open.

„Der Titel würde mir die Welt bedeuten“, schwärmte die 30-Jährige nach dem 1:6, 6:4, 6:2 gegen die Tschechin Karolina Muchova im Halbfinale und sagte an ihre Familie gerichtet: „Ich bin so froh, dass ich diesen Moment mit ihnen teilen kann.“

Auf den Sitzen im Arthur Ashe Stadium von New York fieberten Ehemann, Bruder und Schwester in ihrer Box und auch Vater Terrence aus einer Loge mit. Der 73-Jährige hat sein Milliardenvermögen mit Öl und Gas gemacht, gehört nach Angaben des „Forbes“-Magazins zu den 400 reichsten Menschen der Welt und besitzt mit Ehefrau Kim ein Sportimperium mit dem NFL-Team Buffalo Bills und dem NHL-Team Buffalo Sabres, bei denen auch der deutsche Eishockyeystar Jason Peterka spielt.

Kampf gegen die Skepsis der Öffentlichkeit

Pegulas Anhang musste auf dem Weg ins Finale gegen die Belarussin Aryna Sabalenka, die im ersten Halbfinale die Amerikanerin Emma Navarro mit 6:3, 7:6 (7:2) bezwang, aber lange zittern. Bei eigenem Aufschlag lag die Weltranglistensechste bereits 1:6, 0:2 und 30:40 zurück, kämpfte sich jedoch bravourös in das nun hochklassige Spiel zurück und bog die Partie um.

Klicken Sie hier für weitere Fußball-Videos

Pegula musste in ihrer Karriere angesichts des Reichtums ihrer Familie immer wieder gegen die Skepsis der Öffentlichkeit ankämpfen. Als die „Times“ 2023 nach dem Wimbledon-Aus in der Runde der besten Acht schrieb, dass Pegula eine Dynamik brauche, die ihr ihre Milliarden nicht kaufen könnten, schlug sie zurück, dass sie auf jeden Fall diesen Artikel nicht kaufen werde. Ihren Beitrag versah sie in den sozialen Medien mit einem Mülleimer-Emoji.

Pegula erfüllt nicht die klassischen Klischees. In den Tagen der US Open zeigte sie via Instagram ein Video, wie sie in der U-Bahn zur Anlage im Stadtteil Queens fährt. Was sie am meisten aufregt? „Dass Menschen denken, ich hätte einen Butler, ich würde herumchauffiert werden, ich hätte eine private Limousine“, sagte sie während des Turniers. „So bin ich definitiv nicht.“

Die Fans in New York lieben sie so oder so. Ein Faktor, den auch ihre Finalgegnerin in die Vorbereitung einbezieht. Im Vorjahresfinale verspielte Sabalenka gegen den Publikumsliebling Gauff nach gewonnenem ersten Satz noch ihren ersten US-Open-Titel – auch weil das Publikum sie entnervte. Und nun wackelte sie nach stabilem Start in der Endphase auch gegen Navarro, die frenetisch angefeuert wurde.

„Vergangenes Jahr war es eine sehr harte Erfahrung, eine sehr harte Lektion. Ich habe mir heute gesagt: Nein, nein, nein, Aryna“, berichtete die Belarussin nach ihrem Match. „Das wird nicht wieder passieren. Du musst deine Emotionen kontrollieren.“

Und so setzte Sabalenka ihre Charmeoffensive dieser Tage auch nach dem Finaleinzug fort. „Jetzt jubelt ihr für mich, das ist etwas spät“, sagte sie scherzhaft nach dem Sieg zu den johlenden Fans. „Auch wenn ihr sie angefeuert habt, hatte ich Gänsehaut, es war eine unglaubliche Atmosphäre.“

Zum Abschluss versuchte sie das Publikum dann mit einem Lock-Angebot auf ihre Seite zu ziehen und verkündete über das Stadionmikrofon: „Margaritas für alle!“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })