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Tatjana Maria feierte in London.

© AFP/BEN STANSALL

Update

Im Alter von 37 Jahren: Tatjana Maria gewinnt größten Titel ihrer Karriere

Tatjana Maria krönt ihren sensationellen Erfolgslauf in London mit dem Turniersieg. Alexander Zverev verliert hingegen in Stuttgart das Finale und bleibt auf Rasen titellos.

Von
  • Jordan Raza
  • Kristina Puck

Stand:

Tennisspielerin Tatjana Maria hat ihren sensationellen Erfolgslauf mit dem größten Titel ihrer Karriere gekrönt und kurz vor Wimbledon erneut ihre Klasse auf Rasen demonstriert. Die 37 Jahre alte Schwäbin gewann im Finale des WTA-500-Turniers in London gegen die US-Amerikanerin Amanda Anisimowa mit 6:3, 6:4 und feierte den vierten Turniersieg ihrer langen Laufbahn.

Mit ihren unterschnittenen Bällen auf der Vorhand- wie auf der Rückhandseite entnervte Maria ihre 14 Jahre jüngere Gegnerin komplett. Die Deutsche befand sich fast durchgehend in der Defensive, leistete sich aber so gut wie keine Fehler und erlief fast jeden Ball.

Schon mit herausragenden Siegen über die ehemalige Wimbledonsiegerin Jelena Rybakina aus Kasachstan oder Australian-Open-Siegern Madison Keys aus den USA hatte Maria in dieser Woche ein fettes Ausrufezeichen an die Konkurrenz geschickt. Vom 30. Juni bis 13. Juli schlägt die Tennis-Elite in Wimbledon auf. 2022 hatte Maria dort mit dem sensationellen Halbfinaleinzug ihren größten Erfolg auf Grand-Slam-Ebene geschafft.

Älteste Spielerin im WTA-500-Finale

Maria ist die älteste Spielerin, die jemals ein WTA-500-Turnier gewann. Durch den Finalsieg steht die zweifache Mutter wieder unter den Top 50 und ist ab diesem Montag die deutsche Nummer eins vor Eva Lys. Ihren bisher letzten von nun vier Turniersiegen feierte Maria 2023 im kolumbianischen Bogotá.

Für Maria könnte der Titel von London die Trendwende in einer bislang verkorksten Saison einleiten. Vor dem Rasenevent in der englischen Hauptstadt steckte sie in einem Formtief und hatte seit April kein Spiel mehr gewonnen. Bei den Australian Open zu Beginn des Jahres war Maria in der zweiten Runde gescheitert.

Alexander Zverev wartet hingegen weiter auf seinen ersten Titel auf Rasen. Elf Tage nach seinem Viertelfinal-Aus in Paris verlor Zverev das Endspiel auf dem Weissenhof 3:6, 6:7 (0:7) gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz. Seine Laune war trotzdem gut. „Ich gewinne schon Wimbledon, keine Sorge“, scherzte Zverev, nachdem er zum fünften Mal nacheinander gegen Fritz verloren hatte. „Ich habe die Schnauze voll von dir. Ich will dich die nächsten zwei, drei Jahre nicht mehr sehen. Komm nicht nach Deutschland!“, sagte er.

Auch nach einer rund 80-minütigen Regenunterbrechung zu Beginn des zweiten Satzes fand der Weltranglisten-Dritte aus Hamburg keine Mittel gegen die starken Aufschläge seines Gegners. An einem außergewöhnlichen Tennis-Tag, an dem Tatjana Maria in London sensationell das Finale bestritt, erfüllte Zverev die Hoffnung auf den ersten deutschen Titelträger seit 34 Jahren nicht.

Vor rund 5.500 Zuschauern, darunter auch Ex-Fußball-Nationalspieler Mats Hummels, kostete ihn eine Schwächephase Mitte des ersten Satzes die mögliche Siegchance.

Zverev hilft Fritz mit Doppelfehlern

Das Weissenhof-Finale zwischen der Nummer eins (Zverev) und zwei (Fritz) der Setzliste hatte ausgeglichen begonnen. Doch beim Aufschlagverlust zum 3:5 half Zverev mit zwei Doppelfehlern und einem verschlagenen Volley fleißig mit. Anschließend konnte der 24-malige Titelträger den US-Open-Finalisten nicht mehr in die Bedrängnis bringen. Der erste Satz war weg.

Alexander Zverev musste sich einmal mehr Taylor Fritz geschlagen geben.

© Marijan Murat/dpa

Zu Beginn des zweiten Abschnitts weckte Zverev dann keine Hoffnung auf die Wende. Zum einen störte ihn die Helligkeit des Logos an der Balustrade. Zum anderen brachte der Australian-Open-Finalist sein erstes Aufschlagspiel nur mit Problemen durch.

Die Regenpause beim Stande von 1:1 schien für ihn deswegen gerade zur rechten Zeit zu kommen. Wegen der unsicheren Wetter-Prognose hatten die Veranstalter das Endspiel um zwei Stunden vorverlegt und um eine ungewohnt frühe Mittagszeit beginnen lassen. Im zweiten Satz kämpfte sich die deutsche Nummer eins in den Tiebreak, in dem er schließlich chancenlos war und keinen Punkt gewann.

Deutscher Sieg in Stuttgart liegt 34 Jahre zurück

Michael Stich hatte sich 1991 als zuvor letzter Deutscher in die lange Siegerliste eingetragen. Damals siegte er noch auf Sand, zwei Wochen zuvor hatte der Elmshorner auf Rasen in Wimbledon triumphiert. Das ist auch Zverevs Ziel. Allerdings ist er beim Rasenklassiker noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen. Und French-Open-Champion Carlos Alcaraz und Jannik Sinner als Nummer eins der Welt scheinen enteilt.

Was die Form für das bedeutendste Rasenevent vom 30. Juni bis 13. Juli angeht, hatte sich Zverev vor dem Finale gegen Fritz auf einem guten Weg gewähnt. „Ich habe aus der Woche alles rausgeholt, was ich haben wollte“, hatte er nach dem 7:6, 7:6 im Halbfinale gegen den US-Amerikaner Ben Shelton bilanziert. Die fünfte Niederlage in Serie gegen Fritz sollte ihn aber nachdenklich stimmen.

Weitere Rasen-Matchpraxis wird Zverev in der kommenden Woche in Halle sammeln. Dort hatte Zverev 2017 sein zuvor letztes Finale auf Rasen bestritten und dort von der Schweizer Roger Federer eine Lehrstunde erteilt bekommen. Seinen bisher einzigen Titel in diesem Jahr feierte Zverev Ende April in München.

Das Viertelfinal-Aus bei den French Open hatte Zverevs Start in Stuttgart erst möglich gemacht. Die Absage des deutschen Topspielers hatte die Veranstalter in den vergangenen Jahren stets sichtlich getroffen. Der Termin in der Woche nach Roland Garros liegt für die Topstars ungünstig, Zverev war entweder in Paris zu erfolgreich wie mit seinem Finaleinzug 2024 - oder verletzt.

Erstmals seit 2019 war er bei dieser Auflage wieder dabei. . „Es war eine wunderschöne Woche. Mein erstes Finale auf Rasen seit acht Jahren. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr in Paris im Finale stehe. Wenn nicht, werde ich sehr froh sein, wieder hier zu sein“, sagte Zverev. 

Die Verhandlungen über seine nächsten Teilnahmen möchte Turnierdirektor Edwin Weindorfer in Wimbledon führen. Zverevs Kommen wird sich ohnehin kurzfristig entscheiden. (dpa)

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