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Hoffenheim: Warten auf den Frühling

Ralf Rangnick blies die Wangen auf. Er musste erst mal nachdenken. Schwierige Frage, was denn passiert sei seit dem grandiosen 4:1-Sieg seiner Hoffenheimer in der Hinrunde gegen Borussia Dortmund. In der Rückrunde spielte Rangnicks Mannschaft gegen Dortmund nur 0:0. Also: Wo war der Glanz vergangener Tage?

Falsche Frage, signalisierte der Trainer, es gehe weniger um Hoffenheim, Dortmund sei einfach stärker geworden. Richtig, aber das war nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte kennt Rangnick natürlich auch, es macht ihm bloß nicht viel Spaß, sie öffentlich zu erwähnen: Sein Team spielt nicht mehr so unkompliziert, so erfrischend wie in der Hinrunde.

Niemand konnte erwarten, dass ein Aufsteiger bis zum Ende der Saison so wirbeln würde wie in deren erster Hälfte, jedem war klar, dass es mal zu einem Bruch kommen würde. Unklar war nur, wie groß dieser Bruch sein würde. Rangnick, der rhetorisch versierte Stratege, reagiert auf die neue Situation, indem er relativiert. Immerhin zwei Punkte habe die TSG Hoffenheim aus den Auswärtsspielen in Stuttgart und Dortmund mitgenommen. „Das ist für eine Mannschaft, die vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt hat, eine ganze Menge.“

Natürlich, aber jetzt wird Hoffenheim nicht mehr an den Leistungen von 2007 gemessen, sondern an denen der Vorrunde. In den fünf Spielen nach der Winterpause gelang der Mannschaft nur ein Sieg. Doch wer Hoffenheim jetzt eine Krise andichtet, liegt falsch. Der Aufsteiger ist nur von einem extrem hohen Level auf ein etwas niedrigeres gerutscht, aber das ist für einen Bundesliganeuling immer noch hoch. Und die Gründe für diesen Leistungsrutsch sind einfach: Torjäger Vedad Ibisevic fällt wegen eines Kreuzbandrisses aus, die Gegner betrachten Hoffenheim nicht mehr als unbedarften Aufsteiger, und die Dopingaffäre um Ibertsberger und Janker, denen wegen zu spät abgegebenen Dopingproben Sperren drohen, schafft auch nicht gerade Ruhe.

In Dortmund zeigte der Aufsteiger mehr Eleganz als die Gastgeber, doch die alte Leichtigkeit fehlte. Nationalspieler Andreas Beck wünscht, „dass wir mal wieder ein frühes 1:0 machen, damit der Zug wieder ins Rollen kommt“. Rangnick beklagte die zu hohe Fehlpassquote. „Es kommt darauf an, dass der letzte Pass sitzt. Der war bei uns in der Hinrunde tödlich“, sagte er. „Aber jetzt kommt ja der Frühling, und mit besseren Platzbedingungen nimmt vielleicht auch die Passgenauigkeit wieder zu.“

Ob Ibertsberger und Janker dann auf dem Rasen stehen werden, ist unklar. Die Entscheidung in ihrem Prozess wird in dieser Woche erwartet. Hoffnung schöpften die Hoffenheimer durch ein Gerücht, das in Dortmund die Runde machte. Der internationale Sportgerichtshof CAS, wurde kolportiert, prüfe das harte Urteil im Präzedenzfall SSC Neapel, bei dem zwei Spieler wegen eines vergleichbaren Vergehens für ein Jahr gesperrt worden waren.

Wird das Urteil revidiert, können auch Hoffenheims Spieler mit einer milderen Strafe rechnen. Völlig unabhängig davon wird das 0:0 nicht in Frage gestellt. Gerüchte, Borussia Dortmund werde versuchen, sich drei Punkte am grünen Tisch zu besorgen, weil Ibertsberger eingesetzt wurde, erklärte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp zum Blödsinn. Klopp wurde regelrecht wütend: „Solange ich hier Angestellter bin, werden wir gegen dieses Spiel keinen Protest einlegen.“

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