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Ein Bild, das sich zum Unmut vieler Fans auch noch in der kommenden Bundesligasaison öfter bieten wird: Schiedsrichter Benjamin Cortus überprüft eine Entscheidung mittels Videobeweis.

© Deniz Calagan/dpa

Schiedsrichtertechnik: Was die Bundesliga beim Videobeweis von der WM lernen kann

Mit mehreren Neuerungen sollen in der Bundesliga die Akzeptanz und Genauigkeit des Videobeweises steigen. Doch ob kalibrierte Linien und TV-Einblendungen die Dauer-Diskussion beenden, bleibt fraglich.

Im DFB-Pokal brauchten die Außenseiter erst gar nicht auf Hilfe aus dem Kölner Videokeller zu hoffen. Die meterweite Abseitsstellung von Kölns Simon Terodde und der Wischer von Bayerns Franck Ribéry ins Gesicht seines Gegenspielers blieben ungesühnt - erst ab dem Viertelfinale kommt der Videobeweis zum Einsatz. Mit umso mehr Spannung wird nach den heiß diskutierten Entscheidungen im Supercup vor zwei Wochen das Bundesliga-Debüt der Neuerungen für das technische Hilfsmittel am ersten Spieltag erwartet.

Mit kalibrierten Abseitslinien und mehr Informationen für TV-Zuschauer und Stadionbesucher wollen der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga für mehr Gerechtigkeit und eine höhere Akzeptanz des Videobeweises sorgen. „Ich bin gespannt, wie es in der Umsetzung funktioniert“, sagte der deutsche WM-Rekordschiedsrichter und Sky-Experte Markus Merk über die virtuellen Linien zur Klärung der Abseitsfrage. „Bei der WM wurde die Abseitslinie nur in zwei oder drei Fällen gebraucht und auch da war sie einmal zweifelhaft.

Alleine in der Rückrunde der Bundesliga-Vorsaison waren es hingegen 40 Situationen, bei besonders knappen Entscheidungen soll eine 3D-Variante der Abseitslinie helfen. Nach einem vor allem zu Beginn chaotischen ersten Jahr der Videobeweis-Ära in der Bundesliga rechnen die Fans nun mit weniger Streitfällen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur antworteten 38,6 Prozent der befragten Deutschen, dass sie weniger Kontroversen erwarten. Jeweils knapp ein Drittel verneinte dies hingegen (29,5 Prozent) oder machte keine Angabe (31,9 Prozent).

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Doch schon im Duell von Meister FC Bayern mit Pokalsieger Eintracht Frankfurt stand schon wieder die Kernfrage im Fokus der Dauer-Debatte: Was ist eine klare Fehlentscheidung - und wann genau kommt der Videobeweis zum Einsatz? Und schon musste Referee-Boss Lutz Michael Fröhlich eine falsche Einschätzung des Unparteiischengespanns um Marco Fritz kommentieren. Nach einem Foul von Bayern-Verteidiger Mats Hummels als letzter Mann wäre Rot statt Gelb korrekt gewesen - der Video-Assistent hätte eingreifen müssen. „Wir brauchen in den relevanten Situationen klare Abläufe und korrekte Entscheidungen“, sagte der sportliche Leiter der Elite-Schiedsrichter des DFB.

Damit diese auch beim Zuschauer ankommen, wird unter anderem der bei der WM eingesetzte geteilte Bildschirm mit drei verschiedenen Einstellungen im TV zu sehen sein. Im Stadion gibt es auf den Leinwänden Texte - aber anders als während des Weltturniers in Russland keine Videoeinblendungen.

Die Bundesliga sei „bei der Technik und den Menschen, die sie bedienen, noch einen Schritt weit entfernt“, sagte Ex-Referee Merk. „Eins darf man dabei auch nicht vergessen: Wenn ein Bild gezeigt wird, dass für den Zuschauer nicht stimmig ist, kann die Eskalation im Stadion ins Uferlose gehen. In puncto Transparenz ist es insgesamt aber ein absolut notwendiger Schritt.“ (dpa)

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