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Sport: Was Kämpfer bewegt Zwölf Geschichten

vom Boxen

Seit den neunziger Jahren ist Boxen in Deutschland ein Fernsehsport. Beinahe jedes zweite Wochenende schauen Millionen von Menschen zu, wenn es in irgendwelchen Gewichtsklassen um irgendwelche Titel irgendwelcher Verbände geht. Und jetzt drängen auch noch die Helden von einst, Schulz und Maske, zurück in den Ring, die den Boom ausgelöst hatten. Irgendwann, so darf man befürchten, verliert auch der letzte Box-Fernsehfreund den Überblick. Dann wäre Boxen nur noch so etwas wie der Musikantenstadl. Wohltuend wirken in diesem Überangebot die geschriebenen Geschichten, die Bertram Job zu einem Buch zusammengestellt hat. „Schwer gezeichnet“ ist ein schnelles Werk, ein lustiges und ein nachdenkliches dazu.

Boxen in zwölf Runden ist alles andere als neu, aber die zwölf Geschichten, die Job zusammengestellt hat, sind zum Teil überaus originell und daher lesenswert. Die Geschichten bieten – weitab von den Kameras der deutschen Boxsender ARD und ZDF – ungeschminkte Einblicke in die reiche wie skurrile Welt des Boxens. Als freier Autor hat Job viele Boxer, Gyms und Manager zwischen Chicago, London und Südafrika besucht. Er begleitete Boxer in den letzten, den emotionalsten Minuten vorm Kampf, hat 80 Jahre alte Amateurboxer beobachtet und den König deutscher Kleinringveranstalter getroffen.

Zwei der zwölf Geschichten haben es besonders in sich. Runde 4: „Beinhart“ erzählt vom Handicap-Boxer Bodzianowski, der trotz Beinprothese versucht, regulärer Weltmeister zu werden. Herausragend auch die 6. Runde: „Der Montags-Club“. Darin beschreibt der Autor ein „Dinnerboxing“ in Glasgow – also ein Essen mit Boxkampf zur Unterhaltung.

Aus all den Geschichten spricht viel Liebe zu diesem Sport, zu den Protagonisten beziehungsweise den scheinbar unbedeutenden Details, die diese umgeben. Aber eben auch eine gewisse Distanz. Insgesamt ein treffsicherer, weil kritischer Blick hinter die Fassade des Boxens von heute.

— Bertram Job : Schwer gezeichnet – Geschichten vom Boxen. Verlag Die Werkstatt, 176 Seiten,

14,90 Euro.

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