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Sport: Weit über null

Beim 1. FC Union beginnt das Training, und fast alle Spieler sind dabei

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Der kleine Junge an der Bande mimte den Einpeitscher. Pudelmütze auf dem Kopf, Union-Schal um den Hals und in der Hand einen mächtigen Säbel aus Hartplastik – derart ausgerüstet rief er mit piepsiger Stimme immer wieder: „Schneller, schneller!“ Die vor seinen Augen vorbeitrabenden Fußballer des 1. FC Union vernahmen die Botschaft sehr wohl, verschärften aber ihr Tempo erst dann, wenn ihr Trainer Mirko Votava sie dazu anwies. 85 Minuten lang ließ Votava die zum Trainingsauftakt erschienenen 21 Profis gestern im Stadion an der Alten Försterei bei klirrender Kälte laufen – und zur Abwechslung auch ein bisschen Fußball spielen.

Dass der Kader nach den Gehaltskürzungen für die Rückrunde fast identisch ist mit dem der Hinrunde, beruhigt den ehemaligen Bremer ungemein. „Ich bin erleichtert. Wir, die Mannschaft und ich, kannten uns doch erst ein paar Wochen, und ich wollte nicht wieder bei null anfangen“, sagt Votava erfreut darüber, dass der zu befürchtende Ausverkauf bei Union nicht stattgefunden hat.

Zwei Profis haben die Gehaltskürzung allerdings immer noch nicht akzeptiert: Youssef El Akchaoui und Petar Divic. Stürmer Divic schien daraus abzuleiten, dass er gar nicht mehr zum Training erscheinen müsse. Ein Irrtum. „Er fehlt unentschuldigt, also wird er eine Strafe bekommen“, sagt Unions Geschäftsführer Bernd Hofmann. Durch Divic wird Union ohnehin die eigene Kasse wohl noch aufbessern. Der 27-Jährige ist für Montag von Eintracht Trier zur sportmedizinischen Untersuchung bestellt worden. „Das würden die Trierer doch wohl kaum machen, wenn sie Divic nicht auch verpflichten wollten“, sagt Hofmann. Im Gespräch sind rund 80 000 Euro Ablöse.

Und El Akchaoui? Der kam zum Training. „Er hat positive Signale gesetzt, dass er die Gehaltskürzung akzeptieren wird“, sagt Hofmann. Eine Entscheidung fällt am Montag. Gestern fehlte beim Trainingsstart Kostadin Widolow. Kein Problem. Der Bulgare hatte sich von Union einen geringfügig verlängerten Heimaturlaub genehmigen lassen, er sollte noch am Abend in Berlin eintreffen.

Am Rande schaute frierend ein bosnischer Nationalspieler zu. Edin Saranovic, ein 26-jähriger Stürmer von Pogon Stettin, wird den Köpenickern von Spielerberater Hans Kluge zum Probetraining angeboten. Saranovic, der acht A-Länderspiele hinter sich hat, wäre ablösefrei. Votava reagiert auf das Angebot zurückhaltend. Er müsse erst prüfen, was bei Union personell noch machbar ist, erklärte Votava dem Spielerberater Kluge.

Der 1. FC Union muss schließlich auch weiter eisern sparen. Rund 75 000 Euro Gehaltskosten und hochgerechnet 25 000 Euro an Prämienzahlungen werden aus dieser Saison in den Etat der nächsten Spielzeit hinüberrutschen. Grund: Die den Spielern versprochenen Nachzahlungen wegen der Gehaltskürzungen werden dann fällig.

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