
© Heiko Lingk
Weltmeister, Legenden und Berliner: Mariendorf freut sich auf die Traber-Elite
An diesem Wochenende geht unter anderem Rick Ebbinge auf der Mariendorfer Trabrennbahn an den Start.
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Wenn er die Ziellinie als Erster passiert hat, fällt die anschließende Siegerehrung meist sehr kurz aus. Rick Ebbinge ist kein Mensch, der gerne im Rampenlicht steht. Genauso rasant wie der Niederländer mit seinen Pferden auf den europäischen Traberpisten unterwegs ist, beendet der Profi auch alle Interviews.
Er beantwortet die Fragen zwar stets höflich, aber überaus knapp – und man sieht dem 38-Jährigen an, dass alle öffentlichen Statements für ihn eher eine lästige Tortur sind. Ebbinge konzentriert sich viel lieber auf seine Arbeit. Und die verrichtet der Sulkyfahrer so perfekt wie kaum ein anderer. Seine Qualität ist auch offiziell bestätigt: Er ist der amtierende Weltmeister.
An diesem Wochenende geht der Champion auf der Mariendorfer Trabrennbahn an den Start und bei seinen Konkurrenten werden unangenehme Erinnerungen wach. Denn Ebbinge – dessen korrekter Vorname Henricus lautet und die Bedeutung „der Herrscher“ besitzt – ist tatsächlich mächtig tonangebend. In Berlin lässt sich der Sulkyfahrer zwar nur alle paar Jahre einmal sehen – aber wenn er auftaucht, deklassiert er seine Gegner regelmäßig. So war es auch beim Traber-Derby 2019. Auf dem Wettmarkt wurde Ebbinge damals nur als ein möglicher Platzkandidat gehandelt. Doch er führte sein Pferd zum Sieg und gewann das spannendste Finale aller Zeiten in Berlin mit einem Millimetervorteil.
Die anderen Fahrer sind also gewarnt, wenn es an diesem Samstag und Sonntag (jeweils ab 12.30 Uhr) in Mariendorf um insgesamt 385.000 Euro Preisgeld geht. Im Gegensatz zum Derby verteilt sich die Dotation in die Breite, denn nicht nur ein einzelnes Rennen steht im Mittelpunkt.
Neben Ebbinge werden noch andere Rennsport-Legenden teilnehmen
Es gibt Läufe für Pferde aller Altersklassen, während im Derby nur vierjährige Traber startberechtigt sind. Dieses Reglement sorgt dafür, dass die Doppelveranstaltung für Fahrer aus ganz Europa attraktiv ist. Die Resonanz ist überwältigend. Neben Ebbinge werden Rennsport-Legenden wie die Amérique-Sieger Jos Verbeeck (Belgien) und Jean-Pierre Dubois (Frankreich) sowie der amtierende Europameister Alessandro Gocciadoro (Italien) teilnehmen.
Und trotz ihres vorgerückten Alters sind auch die beiden Erstplatzierten der ewigen Bestenliste mit dabei. Der 29-malige Deutsche Meister Heinz Wewering (72) und der Finne Jorma Kontio (69) haben in ihren Bilderbuchkarrieren zusammengerechnet die unglaubliche Anzahl von 28.000 Rennen gewonnen.
Sie setzten Maßstäbe, die wohl niemand außer ihnen jemals mehr erfüllen wird. Doch mittlerweile müssen Wewering und Kontio das Feld immer häufiger der jüngeren Konkurrenz überlassen. Die Hoffnungen des Publikums ruhen daher insbesondere auf Thorsten Tietz (44), der in unmittelbarer Nähe der Mariendorfer Bahn lebt, und auf Michael Nimczyk (36), der am Wochenende mit mehreren Berliner Pferden antreten wird.
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