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Sport: Wie einer "Sofa-Schwein" wird

BERLIN .Er wähnt sich als "Sofa-Schwein".

BERLIN .Er wähnt sich als "Sofa-Schwein".Und als solcher sieht er schon die Aggressionen seiner Frau voraus.Die müsse nun, sagt Kjetil Rekdal, ihn auf dem Sofa vor dem Fernseher liegend ertragen, ihm immer wieder Dinge bringen."Daß sie da schlechte Laune hat, kann ich verstehen."

Um Kjetil Rekdals Psyche steht es auch nicht zum besten.Nach langen Wochen der fußballerischen Fast-Untätigkeit stand er beim Duell mit den Dortmundern gerade wenige Sekunden auf dem Rasen, als es passierte.Heiko Herrlich traf ihn, als "mein Bein irgendwie in einer schlechten Position war." Einen Vorwurf wolle er dem Dortmunder Stürmer nicht machen, doch daß es nach diesem Vorfall auch noch einen Freistoß für die Borussia gab, war für ihn "Schwachsinn".

Als Rekdal aus dem Krankenhaus zurückkam, stand es bereits 3:0 für Hertha.Kein einziges Tor hatte er miterlebt.Doch ihn traf mehr, daß sich seine Vermutung beim Röntgen bestätigte: Wadenbeinbruch.Wie im vorigen Winter beim Testspiel an der Algarve gegen Wladikawkas.Damals mußte Herthas Libero achteinhalb Wochen pausieren.Freilich deshalb besonders lange, weil man den Haarriß im linken Wadenbein, fünf Zentimeter oberhalb des jetzigen Risses, zunächst nicht als solchen erkannt hatte.Rekdal trainierte mit seinem Bruch noch tagelang weiter.Was dem Heilungsprozeß nicht gerade förderlich war.

Diesmal soll alles viel besser werden.Vor allem kürzer.Am 4.April, im Spiel am Gladbacher Bökelberg, wolle er wieder dabeisein.Und wenn nicht, sechs Tage später im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart.Gegen den feierte er am 28.März vergangenen Jahres nach seinem Beinbruch ein erfolgreiches Comeback, schoß beim 3:0 sogar ein Tor.Eines seiner wenigen als Libero.

Ans Toreschießen denkt der Norweger, der lange Zeit auch Beschwerden an der Patellasehne hatte, derzeit natürlich nicht.Fünf bis sechs Stunden täglich wird er in der Spandauer Rehabilitationsklinik Biberburg in die Mangel genommen.Vorerst geht es primär darum, die Muskulatur nicht erschlaffen zu lassen.Trampeln auf dem Ergometer, Aqua-Jogging und alles, was den Kreislauf stärkt, stehen auf dem Programm.Jörg Drill, Herthas Physiotherapeut, nimmt sich wieder seiner an."Letztes Jahr hatte ich die Schnauze voll von ihm", scherzt Kjetil Rekdal.Eine harmonische Zweckgemeinschaft.Freilich eine, die von möglichst kurzer Dauer sein soll.

Was auch im Sinne von Nils-Johan Semb wäre.Norwegens Nationaltrainer muß auf Rekdal, bei der letzten Weltmeisterschaft in Frankreich einer der Stützen im Team der "Wikinger", erst einmal verzichten.Wenn es am 27.März gegen Griechenland ins vierte Europameisterschafts-Qualifikationsspiel geht, ist der Herthaner nicht dabei.Das schmerzt Rekdal.Wie ohnehin der seelische Schmerz größer ist als der physische.Dank eines Spezialschuhs geht er ohne Hilfe.Nachts allerdings hat er so seine Probleme: auf dem Bauch und seitlich liegen bereitet ihm Unbehagen.Am Tage ist da das Sofa.Aber auch da gibt es Probleme.Siehe oben.

KLAUS ROCCA

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