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Sport: Wieder beim König

Warum Biathlet Fischer so gern in Norwegen ist

Berlin - Sven Fischer hatte es geahnt. Drei der ersten fünf Weltcuprennen hatte der Biathlet gewonnen, eines mehr als in der gesamten vergangenen Saison. „Die Leistung ist so nicht zu halten. Ich bin ein Mensch und keine Maschine“, sagte der 33-Jährige vor dem 10-km-Sprint in Östersund. Gestern bestätigte er unfreiwillig seine These. Die Maschine Fischer hätte auch beim zweiten und letzten Schießen alle fünf Scheiben getroffen und die Gesamtführung im Weltcup übernommen. Die Situation war günstig, der bisherige Spitzenreiter Ole Einar Björndalen war nicht am Start, er tritt lieber beim Langlauf-Weltcup am Wochenende in Ramsau an. Der Mensch Fischer aber zeigte Nerven, schoss dreimal daneben – und kam nur als 23. ins Ziel. Der Norweger Stian Eckhoff siegte, Ricco Groß wurde als bester Deutscher Elfter. Die Gesamtführung übernahm der Franzose Raphael Poiree, Fischer bleibt Zweiter. „Da wird Sven Fischer vor dem Rennen als der große Überflieger gefeiert – und dann muss er dreimal in die Strafrunde“, sagte Bundestrainer Frank Ullrich, aber „so ist Biathlon“.

Dennoch ist Fischer in einer beachtlichen Frühform, vor allem im Vergleich zu 2003, als er zum Saisonauftakt auf den Plätzen 29, 26 und 27 gelandet war. „Man weiß vor der Saison nie, wo es hingeht. Das ist immer eine Überraschung“, sagt Fischer. Schon im vergangenen Jahr stellte er das Training etwas um, jetzt zahlt es sich aus. Fischer ist der Mann der Stunde im Team und nicht Ricco Groß, mit drei Medaillen der deutsche Star bei der WM in Oberhof im Februar 2004.

Hohe Wertschätzung genießt Fischer vor allem im biathlonverrückten Norwegen, das nun wahrlich nicht arm an Stars ist. Der Thüringer hatte einst eine norwegische Freundin, er gibt in der Landessprache Interviews und hat eine norwegische Homepage. Und Fischer schafft es, gerade in Norwegen besonders häufig als Erster die Ziellinie zu überqueren. So wie zu Saisonbeginn in Beitostolen und bei zwei Rennen am Holmenkollen am vergangenen Wochenende. Dort war er schon zum achten Mal erfolgreich. „In Oslo stehe ich genauso im Rampenlicht wie die Norweger“, sagt Fischer. Selbst König Harald V. kennt ihn mittlerweile, des Öfteren hat Sieger Fischer in der Königsloge mit dem Monarchen geplaudert, auch am Sonntag. „Sie schon wieder“, habe Harald V. wohl gedacht, erzählt Fischer.

Den Mitarbeitern der Norwegischen Botschaft waren Fischers Verdienste um die deutsch-norwegische Freundschaft eine Tonne Lachs wert. Beim Weltcup Anfang des Jahres in Ruhpolding zeichneten sie Fischer mit dem „Goldenen Lachs“ aus und übergaben ihm die überdimensionale Portion Fisch. „Ich dachte erst, das sei ein Gag“, sagt Fischer, doch die Norweger meinten es ernst. Fischer bekam nur ein paar Häppchen Lachs ab, den Rest spendete er für Altenheime in Deutschland – und in Norwegen.

Helen Ruwald

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