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Sport: Wir kennen uns doch

Die Deutschen zeigen vor dem EM-Qualifikationsspiel Respekt vor Tschechien

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Die mögliche Schlüsselfigur ist 2,02 Meter groß, hat sehr breite Schultern und wenn die deutschen Fußball-Nationalspieler sie nicht so gut kennen würden, hätten sie vielleicht statt Respekt sogar ein wenig Angst vor ihr. Bundestrainer Joachim Löw hat sich und den Spielern daher vor der Begegnung in der EM-Qualifikation am Samstag gegen Tschechien in Prag eine Frage gestellt: „In diesem Spiel ist wichtig: Wie verhalte ich mich gegen Koller?“ Jan Koller, tschechischer Nationalstürmer, und – die Bezeichnung muss erlaubt sein – ein Kopfballungeheuer.

Koller ist einer von vielen gefährlichen Spielern der Tschechen, dem ersten schweren Gegner in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2008. In der Gruppe D liegen beide Länder mit je zehn Punkten vorn. Sie würden sich im Training, so Löw, ganz intensiv mit Koller beschäftigen. „So einen Typ treffen wir nicht in jedem Länderspiel an, der ganz gezielt die Bälle bekommt, sie gut verarbeiten kann und dem anderen Stürmer auflegt oder ablegt auf Rosicky. Koller provoziert viele Freistöße und ist dann im Luftkampf enorm stark. “

Das hörte sich an, als wäre das Länderspiel ein Duell mit Koller. Vor Koller, fünf Jahre lang Star bei Borussia Dortmund, jetzt in Diensten des AS Monaco, haben alle Respekt, obwohl er zuletzt in Lissabon nur zuschaute. Es wird ein hautnahes Wiedersehen werden, vor allem für Christoph Metzelder, der den Tschechen noch aus gemeinsamen Dortmunder Zeiten kennt. Metzelder soll sich mit um Koller kümmern, und wird ihm auf dem Rasen in Prag daher wohl näher kommen als meistens bei einem früheren Heimspiel für die Borussia im Westfalenstadion.

Bei der Vorbereitung der Nationalmannschaft in Frankfurt am Main wird Metzelder zwar wegen seiner Beule über dem linken Auge noch zweikampfgeschont und soll Kopfbälle vermeiden. „Aber es besteht keine Gefahr für das Spiel“, versicherte Löw. Ansonsten würden in den Trainingseinheiten nun „die Automatismen“ ständig wiederholt, sagt Löw – ohne dass sie durch das Fehlen verletzter Stammspieler wie der gesperrten Bremer Miroslav Klose und Clemens Fritz oder des verletzten Berliners Arne Friedrich beeinträchtigt würden. Die Viererkette muss Löw neu besetzten, mit Philipp Lahm, Per Mertesacker, Metzelder und Marcell Jansen. „Diese Abwehrvariante bietet sich an.“ Löw verriet bereits, wie: „Lahm rückt von links nach rechts.“

Die Stärken des Gegners bringt Löw schnell auf den Punkt: „Tschechien gehört technisch zur europäischen Spitze, spielt ein gutes Pressing, vor allem zu Hause nach dem gleichen Schema: Den Gegner früh stören.“ Und dann kommt er zwangsläufig wieder auf Koller zu sprechen. „Der setzt permanent nach, geht sogar auf den Torhüter zu, um irgendwelche Fehler zu provozieren.“ Er wisse alles über Koller und Tomas Rosicky, sagt Löw, würde sich aber dennoch zusätzliche Informationen, etwa über die Mentalität, bei deren einstigen Spielkameraden Metzelder und Jens Lehmann einholen.

Auch Lehmann hat Respekt vor Jan Koller: „Ich kenne ihn noch aus Dortmund. Er ist ein sehr guter, wertvoller Spieler für jede Mannschaft, fast jeder Angriff läuft über ihn. Über 90 Minuten kann man bei ihm nie sicher sein, was passiert, wenn er im Sechzehnmeterraum seiner Körpergröße ausspielt. Aber wenn man ihn kennt, weiß man natürlich auch, wie man gegen ihn spielen muss.“ Wie, verrät der Torhüter vom FC Arsenal aus der englischen Premier League natürlich nicht.

Außer Koller fielen noch drei andere Namen – keine tschechischen, sondern die der drei Neulinge im deutschen Kader. Gonzalo Castro, Roberto Hilbert und Stefan Kießling stehen bereit. Joachim Löw ist von ihnen angetan, wie die drei „ohne Angst und Respekt, sehr selbstbewusst“ in den ersten Trainingseinheiten aufgetreten seien. Sie hätten einen guten Eindruck gemacht. Löw sieht für das Trio „gute Perspektiven“. Am Kartentisch zeigten sie das schon: Beim gemeinsamen „Casino“-Abend des Nationalteams im Frankfurter Hotel Villa Kennedy wurden die erfahrenen Nationalspieler von den U23-Spielern im Pokern regelrecht abgezockt.

Hartmut Scherzer[Frankfurt am Main]

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