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Wolfgang Matthies war als Kind Fan von Hertha - sein Bruder ist es noch.

© Michael Schmidt

Union-Legende: Wolfgang Matthies spricht über Hertha

Wolfgang Matthies hat zwischen 1974 und 1988 für den 1. FC Union gespielt. Zum 40. Geburtstag des Klubs wurde der frühere Torhüter 2006 zum wertvollsten Unionspieler aller Zeiten gewählt. Vor dem Derby spricht er über Hertha.

Als ich in dieser Woche meinen Bruder getroffen habe, haben wir uns natürlich über das Derby unterhalten. Mein Bruder ist eher für Hertha; ich habe bei Union gespielt, bin sogar Ehrenmitglied, da ist es ja wohl keine Frage, zu wem ich halte. Als Kinder waren wir beide Hertha-Fans. Bei meinem Bruder hat sich das erhalten, bei mir hat sich das ein bisschen abgeschwächt. Aber das Derby am Sonnabend ist deshalb kein Anlass für Streit in der Familie. Wir haben gar nicht lange über das Spiel geredet; eigentlich waren wir uns sogar einig: Hertha gewinnt. Ich hätte natürlich was dagegen sagen können. Aber mir ist nicht viel eingefallen.

Im Hinspiel an der Alten Försterei war ich von Hertha enttäuscht. Union war klar besser und hat sich den Ausgleich redlich verdient. Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie gegen den Rivalen aus der eigenen Stadt unter keinen Umständen verlieren will. Darauf setze ich auch am Sonnabend. Ich hoffe, dass Union einen Ruck bekommt, weil es eben das Derby ist. Wenn die Mannschaft aber so spielt wie am Wochenende gegen Paderborn, wird es ein grausiger Nachmittag für uns.

Mein erstes Spiel im Olympiastadion habe ich im Januar 1990 gesehen, Hertha gegen Union. Das war ein herrliches Gefühl. Das Olympiastadion ist schon ein imposantes Stadion, diese riesige Schüssel, vor allem, wenn sie voll ist. Die Alte Försterei gefällt mir trotzdem besser – einfach weil sie gemütlicher ist.

Meine Eltern waren leider nicht so fußballbegeistert, deshalb habe ich als Kind Hertha auch nie an der Plumpe spielen sehen – obwohl es vor dem Mauerbau noch möglich gewesen wäre. Da war ich acht. Trotzdem hat die große Hertha aus West-Berlin in meinem Leben eine Rolle gespielt. Wir konnten zwar nicht hin. Aber wir haben immer die Sportschau geguckt und Radio gehört. Von Hertha hat mir Erich Beer am besten gefallen, den fand ich super.

Natürlich waren wir alle Hertha-Fans. Als Berliner musste man doch für Hertha sein. Für wen sonst? Bei uns in der Alten Försterei haben die Fans ja auch immer gesungen: „Es gibt nur zwei Meister an der Spree – Union und Hertha BSC.“ Dass es in dieser Saison ein bisschen ruppiger zugeht, ist doch klar. Zum ersten Mal spielen beide Vereine in derselben Staffel. Da ruht die Freundschaft, aber normalerweise haben beide Klubs ganz unterschiedliche Ansprüche, so dass die sich gar nicht ins Gehege kommen. Im nächsten Jahr können wir dann alle wieder Hertha-Fans sein.

Ich war immer ein Freund des West- Fußballs. Die großen Mannschaften von drüben waren einfach eine Klasse für sich. Mein Idol als Torwart war Rudi Kargus vom HSV. Der war, neben Sepp Maier natürlich, für mich der überragende Torwart der Bundesliga. Kargus hat seinen Strafraum beherrscht, war gut im Rauslaufen, stark auf der Linie und ein exzellenter Elfmetertöter. Ich habe in einer Saison auch mal sechs Elfmeter gehalten, und auf der Linie war ich eigentlich auch ganz gut. Wenn ich es recht überlege, kann ich da schon Schritt halten. Der größte Unterschied ist: Rudi Kargus hat mehr Geld verdient als ich.

Aufgezeichnet von Stefan Hermanns.

Wolfgang Matthies

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