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Alba: Zum Jubeln zu müde

Alba Berlin sorgt sich vor dem Halbfinale gegen Bonn um die Fitness des Teams

Berlin - Ob Alba Berlin gesundes oder übersteigertes Selbstbewusstsein demonstriert oder schlicht Arroganz, darüber mag man streiten. Zumindest einen Vorwurf muss sich der Deutsche Basketballmeister aber – noch – nicht gefallen lassen: den, unter völligem Realitätsverlust zu leiden. Im Programmheft zum fünften Play-off-Viertelfinale gegen Paderborn hatte der Klub im Spielplan den eigenen Namen schon bis zum Saisonende eingetragen, Finalserie inklusive. Das Fragezeichen stand nur beim Gegner. Wie ein Meisterteam trumpfte Alba beim 66:58- Sieg gegen den Hauptrunden-Achten zwar nicht auf, aber zumindest dürfen die Berliner weiter träumen. Durch das 3:2 in der Best-of-five-Serie ist Alba ins Halbfinale gegen die Telekom Baskets Bonn eingezogen. Morgen (17 Uhr) treffen beide Teams in der Arena am Ostbahnhof erstmals aufeinander.

„Das war ein Kampf auf Biegen und Brechen. Da ist nichts von allein gegangen“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi, der erst „20 Sekunden vor Schluss“ vom Sieg überzeugt war. „Der Druck war groß, das hat man gesehen.“ Alba profitierte letztlich von vielen einfachen Fehlern der Paderborner, von Ballverlusten, Fehlpässen und vergebenen Korbchancen. Außerdem bewiesen die um jeden Ball fightenden Favoriten in der zweiten Halbzeit Nervenstärke und Treffsicherheit aus der Distanz, als Julius Jenkins vier Dreipunktewürfe traf und Immanuel McElroy zwei.

Wie groß die Anspannung war, ließ sich nach dem Spiel erahnen, als die Sieger zunächst respektvoll ihre Gegner umarmten und dann völlig emotionslos und langsam eine Ehrenrunde gingen. Nur Johannes Herber lachte, dabei hatte der deutsche Nationalspieler wieder einmal nur von der Bank aus angefeuert. Bei ihm löste sich die Anspannung schneller als bei seinen erschöpften Teamkollegen. Erst beim Fantalk mit den treuesten Zuschauern sah man Blagota Sekulic und Adam Chubb wieder grinsen.

Gerade zwei Tage bleiben Alba bis zum nächsten Kampf. Bonn stecken nach der 3:0-Serie gegen Ulm zwei Spiele weniger in den Knochen, die Mannschaft hat zuletzt am Sonntag gespielt. „Das kann ein Vorteil für uns sein, wir sind jetzt im Rhythmus“, sagte Albas Präsident Dieter Hauert. Trainer Luka Pavicevic hingegen sieht den Kraftverlust mit Schaudern. An die 70 Spiele habe Alba in dieser Saison bestritten, sagte er, bevor er zu später Stunde ungewöhnlich redselig wurde, über Europaligareisen mit drei Spielen in drei Ländern binnen sieben Tagen sprach und über Last und Lust des Favoritendaseins. Alba müsse immer weiterspielen, mit wenig Pausen und mit dem Druck, in der Bundesliga überall gewinnen zu sollen. „Wenn wir krank oder verletzt sind, müssen wir siegen. Wenn wir einen Tag Pause haben und der Gegner eine Woche, müssen wir siegen. Das ist Last und Verantwortung und Privileg zugleich.“

Einen Punkt ließ Pavicevic freilich aus: dass er freiwillig auf kräftesparende Maßnahmen verzichtet hatte. So ließ er Jenkins 35 Minuten antreiben und gönnte den Nationalspielern Herber, Steffen Hamann und Philip Zwiener 5:42 Minuten Spielzeit. Zusammen. Nur Hamann durfte überhaupt mitmachen, die beiden anderen blieben erneut auf der Bank.

Helen Ruwald

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