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Erst am Ende turbulent. Unions Christopher Lenz (l), Kieler Janni Serra und Unions Grischa Prömel kämpfen um den Ball.

© Britta Pedersen/dpa

Update

Union siegt 2:0 gegen Kiel: Zwei Treffer im Endspurt

Ab Minute 90 wird es turbulent beim 1. FC Union: Die Berliner treffen kurz vor dem Abpfiff gleich doppelt gegen Holstein Kiel.

Von David Joram

Es lief bereits die Nachspielzeit, als der an Geschichten so reiche Fußball eine weitere geschenkt bekam. Eine schöne Geschichte war es, eine rührende, eine, die Gefühle weckte – und die Sebastian Polter zu verdanken war. Sieben Monate hatte der Stürmer des 1. FC Union kein Zweitligaspiel mehr bestritten. Am 24. Februar war sein Name beim 2:1-Heimsieg gegen den SV Sandhausen zum letzten Mal mit dem Union-typischen Zusatz „Fußballgott“ versehen worden. Und nun, beim 2:0 (0:0)-Erfolg gegen Holstein Kiel am Dienstagabend, war er also wieder da. Einen zauberhaften Fallrückzieher – die ja meistens zauberhaft aussehen, in diesem Fall aber noch ein bisschen mehr – hatte Polter den 20,879 Zuschauern mitgebracht. Dass der Versuch dann auch noch im Tor landete, rundete einen erfolgreichen Union-Abend ab.

Es war ein Abend, an dem Polter noch auf dem Rasen die Tränen kamen. „Das waren Freudentränen, ja, definitiv“, sagte Polter nach dem Spiel. „Jeder, der mir das so gesagt hätte, dem hätte ich das so unterschrieben. Ich bin überglücklich.“ Noch glücklicher war Polter nach eigenem Bekunden, dass er überhaupt mitwirken durfte. „Ich habe sieben Monaten hart gearbeitet für genau diese 15 Minuten.“

Für Polters Einsatz hatte Trainer Urs Fischer überraschenderweise Ken Reichel aus den Kader gestrichen. Der Schweizer begründete dies so: „Reichel war fit, aber Christopher Lenz bekam eine Möglichkeit. Wäre Reichel dabei gewesen, wäre Polter nicht dabei gewesen.“ Aber er habe gewusst, dass es ein knappes Spiel würde – und dass Polter Luft für 15 bis 20 Minuten habe. „Dieser Entscheid hat uns recht gegeben“, rundete Fischer sein Statement ab, dessen Richtigkeit schon in der 76. Minute festgestellt werden konnte. Da stand Fischer neben Polter an der Seitenlinie, sprach mit ihm, klopfte ihm zwei-, dreimal liebevoll auf den Rücken. Dann schickte er ihn – begleitet von stehenden Ovationen der Union-Fans und ganz viel Hoffnung – aufs Feld. Und der lange verletzte Stürmer enttäuschte die Massen nicht. Gleich mit der ersten Ballberührung setzte Polter einen Kopfball in die Hände von Kronholm.

Grischa Prömel war es, der Unions spielerisch schlechte Leistung aufwertete

„Da hat das Timing noch nicht gestimmt“, befand Polter. In der Folge suchten ihn seine Mitspieler trotzdem, mit Flanken, mit flachen Bällen. 0:0 stand es da und alle schienen zu wissen: Wenn im Stadion An der Alten Försterei noch Entscheidendes passiert, dann nur durch Polter. Sie irrten.

Grischa Prömel war es, der Unions spielerisch – vor allem in der ersten Hälfte – schlechte Leistung aufwertete. Sein abgefälschter Schuss landete in der 90. Minute im Tor, das Stadion tobte. Dass es noch lauter werden könnte, war auszuschließen – bis Polter kurz darauf den Ball erhielt und zum 2:0-Endstand traf. „Ich muss den Ball schon mit links reinmachen, ganz ehrlich“, sagte er. Weil er das nicht tat, bekam er einen zweiten Versuch. „Dann kommt der Ball wieder vor die Füße, und ich versuche nur im Fallen irgendwie den Ball über den Torwart rüberzuheben.“ Der Rest ist jetzt schon Geschichte.

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