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Gesundheit: Warum haben Gorillas kein Augenweiß?

Ein Auge auf jemanden werfen. Hingucken, den Blick auf sich ziehen, als Frau vielleicht die Lider niederschlagen, wenn er zu reagieren beginnt, dann wieder ein Auge riskieren – bis endlich genügend Zeichen gegeben wurden und einer Aufforderung zum Tanz nichts mehr im Wege steht.

Ein Auge auf jemanden werfen. Hingucken, den Blick auf sich ziehen, als Frau vielleicht die Lider niederschlagen, wenn er zu reagieren beginnt, dann wieder ein Auge riskieren – bis endlich genügend Zeichen gegeben wurden und einer Aufforderung zum Tanz nichts mehr im Wege steht. Unter den Primaten ist der Mensch das einzige Wesen, das bei der Partnerwahl ein solches Affentheater veranstaltet. Schöne Augen kann man dem Anderen nämlich nur machen, wenn dessen Blickrichtung eindeutig erkennbar ist: dank eines strahlenden Augenweiß.

Beim Menschen hat die weiße Lederhaut keine Pigmente. Unsere Augen sind außerdem nicht rund, sondern mandelförmig. Dadurch tritt das Augenweiß noch besser hervor. Der Farbkontrast ist so gut, dass unsere Mitmenschen immer wissen, wohin wir gerade schauen. Sie können die Bewegungen der dunklen Iris und der Pupille genau verfolgen. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig vermuten, dass die Entstehung des Augenweiß mit unserem kooperativen Verhalten zusammenhängt. „Unser Auge hat sich so entwickelt, damit wir uns besser miteinander verständigen können“, sagt die Leipziger Biologin Juliane Bräuer.

Schon Kleinkinder richten sich nach Augenbewegungen, bevorzugen Kommunikationspartner mit kontrastreichen Gesichtern und lesen aus deren Augen. Fremde Augen können ein kooperatives Verhalten regelrecht erzwingen. „In einem Raum, in dem ein Kaffeeautomat steht, bezahlen Menschen eher für den Kaffee, wenn ein Foto an der Wand hängt, auf dem Augen zu sehen sind.“ Man fühlt sich stärker kontrolliert und verhält sich entsprechend.

Die meisten Affen haben kein klares Augenweiß. Deshalb sehen Gorillas so traurig aus. Ihre dunkle Lederhaut hebt sich von der sonstigen Gesichtsfarbe kaum ab. In einer starken Konkurrenzsituation um Futter und Sex könnte es von Vorteil sein. Schon junge Affen zeigen weniger Kooperationsbereitschaft als Kleinkinder. Sie kommunizieren weniger über Augenkontakt. Dafür achten sie mehr auf die Richtung, in die der Kopf des Anderen zeigt.

Vermutlich haben beim Menschen noch andere Faktoren für die Entwicklung des Augenweiß eine Rolle gespielt. Eine helle Lederhaut weist womöglich auf einen gesunden Sexualpartner hin, vermuten einige Forscher. Mit Wimperntusche und Kajalstift ließe sich dieser Eindruck unterstreichen.

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