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Stefanie Terp, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni der TU Berlin mit Ina Cyborra und Günter M. Ziegler (v. l.)

© Kevin Fuchs

Interview zur Exzellenzcluster-Förderrunde: „Forschung braucht Lagerfeuer – nicht nur Labore“

Ein Gespräch mit FU-Präsident Günter M. Ziegler und Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra über Exzellenzcluster und das Berliner Erfolgsrezept.

Von Stefanie Terp

Stand:

Berlin hat Ende Mai fünf Exzellenzcluster für die nächsten sieben Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt bekommen. Hier ging es um eine Millionenförderung. Wie bewerten Sie das Ergebnis?
Czyborra: Ich gratuliere den fünf erfolgreichen Verbünden. Berlin zeigt erneut seine wissenschaftliche Stärke und steht weiterhin für Spitzenforschung. Die Konkurrenz war sehr stark. Unsere nicht geförderten Anträge bleiben wichtige Schwerpunkte, die wir auf anderen Wegen weiterentwickeln werden.

Ziegler: All unsere zehn Anträge haben ein hohes Potenzial. Es geht jetzt darum, diese weiter zu verfolgen. Die Themen sind nach wie vor relevant, und wir haben in Berlin die richtigen Teams dafür.

Czyborra: Und wir wollen vielfältige Fördermöglichkeiten nutzen – auch auf europäischer Ebene. Wichtig ist, dass wir jetzt dranbleiben.

Was ist denn das Berliner Erfolgsrezept?
Ziegler: Zusammenarbeit über institutionelle Grenzen hinweg. Die Berliner Mathematik ist ein gutes Beispiel: TU, HU, FU und außeruniversitäre Institute wie das Weierstraß- oder Zuse-Institut arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen. Es braucht einen langen Atem, strategisches Denken und gegenseitiges Vertrauen. Das hat sich bewährt, sie haben ihren Clusterantrag „Berlin Mathematics Research Cluster MATH+“ durchbekommen. Die Erfolgsgeschichte der Berliner Mathematik geht also weiter und ist außergewöhnlich.

Czyborra: Die Vielfalt an Netzwerken, Partnern und Kooperationsmöglichkeiten in Berlin sucht weltweit ihresgleichen. Ich spreche gerne von „Lagerfeuern“. Es geht darum, dass neue Ideen an Schnittstellen entstehen – da, wo unsere Universitäten eng miteinander kooperieren und Funken überspringen können. Die Berlin University Alliance ist für solche Lagerfeuer ein wichtiger Katalysator.

Ziegler: Genau. Und diese Lagerfeuer finden auch in Teeküchen, auf Bahnsteigen oder in der U-Bahn statt – etwa auf der U2 oder U3, die unsere Uni-Standorte verbinden. Berlin ist ein Reallabor, in dem Wissenschaft ständig in Bewegung ist.

Was kann die Politik tun, damit mehr solcher Lagerfeuer entstehen?
Czyborra: Wir müssen prüfen, ob gesetzliche oder administrative Regelungen Innovation eher behindern als fördern. Unsere „Agilitätspläne“ sollen genau das ermöglichen. Auch die finanzielle Ausstattung spielt eine Rolle – Berlin wächst wirtschaftlich stark, aber von einem niedrigen Niveau. Wir müssen zeigen, was Wissenschaft für die Stadt leisten kann, um dafür auch Ressourcen zu erhalten.

Ziegler: Auch gemeinsame Infrastruktur wie Kryo-Elektronenmikroskope oder digitale Plattformen wie OpenIRIS zur geteilten Gerätenutzung schaffen Orte der Begegnung. Es entsteht ein enges Netzwerk zwischen Universitäten und außeruniversitären Partnern. Auch die Strukturen der Berlin University Alliance schaffen Begegnungsorte auf allen Karrierestufen als Lagerfeuer. Das befeuert Karrieren und stärkt den Wissenschaftsstandort.

Czyborra: Politik sollte sich aber auch selbstkritisch fragen, wo es noch hakt. Wir müssen Transparenz schaffen – viele Akteurinnen und Akteure wissen zu wenig voneinander. Das verhindert Synergien. Hier setzt die BUA an.

Ziegler: Die BUA stellt diese Transparenz her – technisch, inhaltlich und menschlich. So erkennen wir, wo ähnliche Fragen gestellt werden, wo Kooperationen entstehen können. Und wir machen das auch gegenüber der Stadt sichtbar – denn die großen gesellschaftlichen Fragen können wir nur gemeinsam beantworten.

Die BUA geht in eine neue Bewerbungsrunde um eine weitere Förderung. Was ist jetzt wichtig?
Ziegler: Wir präsentieren zwei Dinge: einen Rückblick auf die letzten sechs Jahre und unsere Pläne für die Zukunft. Dabei wollen wir zeigen, wie Strukturen für die Zusammenarbeit und das Vertrauen in diese Strukturen gewachsen sind – auf allen Ebenen, von der Hochschulleitung bis zu den Studierenden. Gleichzeitig richten wir den Blick nach vorn: BUA nach den ersten sieben Jahren, BUA 8.0, das bedeutet, dass wir nicht einfach so weitermachen, sondern unsere Schwerpunkte neu justieren – in einer Zeit, in der sich der Rahmen für alles, was wir tun, stark verändert hat.

Czyborra: Die Politik unterstützt diesen Prozess umfassend, muss aber auch Anforderungen stellen. Deshalb erarbeiten wir derzeit eine Forschungsstrategie, die vorhandene Ressourcen noch besser bündeln und die Potenziale unseres Standorts stärker herausarbeiten soll. Es ist unsere Aufgabe, Verantwortung zu zeigen für die Wissenschaft in dieser Stadt. Das tun wir mit voller Überzeugung.

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