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Ex-Tennisstar Boris Becker gab ein Exklusiv-Interview bei Sat.1.

© dpa/Nadine Rupp/SAT.1/

Gossip: Was Boris Becker mit dem Weihnachtsmann gemeinsam hat

In den letzten Tagen war der ehemalige Tennisstar das Gesprächsthema. Erst die Entlassung aus dem Gefängnis, dann das denkwürdige TV-Interview – was kommt als Nächstes?

Von Aline von Drateln

Stand:

Mit Boris Becker ist es wie mit dem Weihnachtsmann: Er kommt immer wieder und bringt etwas Schönes mit. Und genug hat man ja nie. Jetzt also seine Geschichten aus dem Knast. Das TV-Interview mit dem „berühmtesten Häftling der Welt“, wie Sat.1 in der Ankündigung dröhnte, ist jetzt schon ein paar Stunden her, und das ist heute natürlich eine Ewigkeit.

Aber seine faszinierende Kombination aus Naivität und Selbsterhöhung ist zeitlos: Wenn Becker nachträglich klagt, die Geschworenen, die ihn verurteilten, hätten vornehmlich aus Leuten bestanden, „die überhaupt nicht wussten, wer ich mal war“, dann will man sich die Augen zuhalten wie Justizia. Stattdessen guckt man weiter diesen fremden Menschen an, wie er unbeirrt seine Irrungen und Wirrungen skizziert.

Warum nur, zum Teufel, begibt sich jemand innerhalb der allerersten Woche in Freiheit freiwillig in die Fesseln eines öffentlichen Erklärungsversuchs? Hätte er für die halbe Million Euro Honorar nicht einfach wieder Reklame machen können? Für Kreditinstitute, Kondome oder Nagelfeilen?

Die Häme dafür war ihm sicher. Ob vor Gericht, bei „Wetten, dass…?“ oder in einer Wäschekammer, Boris Becker scheint schon wieder nicht zu Ende gedacht zu haben. Der ewig siebzehnjährigste Leimener der Welt. In seinem Gerichtsprozess, so kommentiert er, habe er „25 von 29 Anklagepunkten gewonnen, die anderen vier verloren“. Als wäre das seine Leistung gewesen, wie auf einem Tennisplatz. Für Boris ist Herr Becker der ewige Gewinner.

Er gibt zu, dass er Angst vor der Haft hatte, er erwähnt allen Ernstes die Seife, nach der er sich beim Duschen nicht getraut hätte zu bücken. Drei Sätze später brüstet er sich damit, schnell zur Gang der coolen Jungs im Knast gehört zu haben, berichtet von einem Mehrfachmörder, der ihm am Ende den Ringfinger geküsst habe.

Er erzählt diese Anekdoten mit einer Ergriffenheit für sich selbst, sodass er ein paarmal kaninchenrote Augen bekommt. Dann bittet er um „zwei Minuten“ und redet doch nach zehn Sekunden weiter.

Nachdem die ersten Tage und die Reaktionen der verschiedenen Ex-Ehefrauen detailliert durchdekliniert wurden, die klassische Frage: ob er etwas gelernt hätte aus seiner Zeit im Gefängnis? Ja. Er wolle ab sofort mehr Zeit verbringen mit seinen vier Kindern von drei Frauen. Und mit der neuen Frau gerne noch weitere!

Schneller, höher, weiter. Die Millionen, die er verdient hat, das Sushi und die Misosuppe, die er als erste Mahlzeit nach seiner Freilassung verschlang, seine Familienplanung. Er blickt immer nach vorn und da steht ihm die Welt offen wie einem Kind, das auf der Gewinnerseite lebt.

Wir müssen uns Boris Becker als glücklichen Menschen vorstellen. Er sei „ein Fan von Dubai“ und könne sich vorstellen, in Zukunft dort zu wohnen. Auch kein böses Wort über die geschwätzige Ex: Er wolle nichts Negatives über sie sagen, das mache „ein Gentleman nicht“.

Bei all seinen Fehltritten ist Boris Becker tatsächlich Gentleman – vor allem in Bezug auf sich selbst. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“, predigt die Kirche nicht nur dieser Tage. Boris Becker ist sich selbst der Nächste. Und in dieser Hinsicht haben wir auch nach dem Fest der Liebe noch viel von ihm zu erwarten.

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