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Gesundheit: Die MiniDisc macht ihrer größeren Schwester, der CD, Konkurrenz

Es kann doch nicht am verniedlichenden Namen liegen, dass die kleine Scheibe lange nicht den großen Durchbruch geschafft hat. Das seit etwa knapp sieben Jahren marktreife MiniDisc-System bietet jedenfalls hervorragende Technik, um Musik bequem und in hoher Qualität aufzunehmen und abzuspielen.

Es kann doch nicht am verniedlichenden Namen liegen, dass die kleine Scheibe lange nicht den großen Durchbruch geschafft hat. Das seit etwa knapp sieben Jahren marktreife MiniDisc-System bietet jedenfalls hervorragende Technik, um Musik bequem und in hoher Qualität aufzunehmen und abzuspielen. In den letzten Monaten zieht das Geschäft mit den kleinen Scheiben stark an, was auch an den mittlerweile stark gefallenen Preisen liegen dürfte. Unbespielte MiniDiscs mit 74 Minuten Spieldauer, die anfangs mehr als zwanzig Mark kosteten, sind jetzt schon ab vier Mark zu haben. Diese Summe muss man auch für eine hochwertige Kompaktkassette auf den Tisch legen.

Auch bei den Geräten haben sich die Preise beider Systeme angeglichen. Der preiswerteste stationäre MiniDisc-Rekorder (Pioneer MJD-508), den die Zeitschrift "Computer Bild" in ihrem jüngsten Test (1/2000) mit "gut" bewertete, kostet mit rund 500 Mark ungefähr so viel wie ein Kassettendeck der Mittelklasse. Das Gerät mit dem besten Ergebnis, Yamaha MDX-595, ist für rund 700 Mark zu haben; für die knapp dahinter liegenden Rekorder Denon DMD-800 sowie Sony MDS-Ib 930 verlangt der Handel etwa 800 Mark. Bei der Untersuchung der Stiftung Warentest vom April 1998 kostete der Testsieger, Sony MDS-JA 20 ES, noch 1700 Mark, die auf den Plätzen folgenden Geräte von Kenwood und Onkyo lagen bei knapp 1200 beziehungsweise 1000 Mark. Beim Test im Juni 1999 war der Preis des wiederum siegreichen Sony-Geräts auf knapp 1300 Mark gesunken.

Doch nicht nur der Preis macht die Musik, auch guter Klang, einfache Handhabung und langlebige Qualität haben die Mini-Systeme längst auf die Überholspur gebracht. Die jahrzehntelang dominierenden Musikkassetten können bei Qualität und Bedienungskomfort längst nicht mehr mithalten. Neben bereits bespielten MiniDiscs sind vor allem die wiederbespielbaren Scheiben attraktiv, deren Aufnahmequalität auch durch tausendfaches Überspielen nicht leidet. Feuchte Luft, extreme Temperaturen oder externe Magnetfelder beispielsweise von Lautsprechern können der "Kleinen" nichts anhaben.

Es gibt keinen mechanischen Verschleiß, da die MiniDisc berührungslos per Laser abgetastet wird. Bei den vorbespielten, nicht wiederbeschreibbaren MiniDiscs sind die Informationen als Vertiefungen, so genannte Pits, in einer 1,2 Millimeter dicken Polycarbonat-Schicht gespeichert. Trifft der Laserstrahl den Bereich zwischen die Pits, so wird er reflektiert. Die Pits dagegen lenken ihn so ab, dass kein Signal registriert wird. Damit sind die Zustände von 1 oder 0 charakterisiert. Bei wiederbeschreibbaren MiniDiscs werden die Informationen durch magnetisch-optische Abtastung gewonnen. Eine Informationsspur enthält zwei unterschiedliche magnetische Zustände. Die Magnetschicht ändert die Polarisationsebene des reflektierten Laserlichts. Daraus erkennt die Elektronik die Zustände von 1 und 0.

Selbstständiges Sortieren von Titeln

Die Möglichkeiten dieser Technik sind beeindruckend. Auf Knopfdruck lassen sich bei der Aufnahme einzelne Titel löschen, ohne dass beim Abspielen eine Lücke entsteht. Der Rekorder sortiert die Titel neu und rückt die nachfolgenden Stücke automatisch vor. Genauso einfach kann die Reihenfolge der gespeicherten Musiktitel geändert werden. Beim Überspielen von Musik sucht sich der Rekorder die freie Stelle auf der Disk von allein, auch die Aufnahmelautstärke stellt sich automatisch ein. Ein besonderer Komfort bei Aufnahmen von Radiomusik ist der so genannte Vor-Aufnahmespeicher. Bei spontanen Mitschnitten fehlt oft der Anfang des Titels. Beim MiniDisc-Rekorder kann dies nicht passieren, da die ersten Sekunden gespeichert sind und automatisch hinzugefügt werden. Zudem können Titel und Interpreten eingegeben werden.

Neben diesen Feinheiten machen auch kleine Maße und geringes Gewicht die MiniDiscs vor allem bei der Jugend beliebt, die gern mit tragbaren Abspielgeräten herumziehen. Wie eine CD bietet das handliche Ding rund 74 Minuten Musik, ist mit einem Kunststoffmantel aber viel robuster. Wie ist es jedoch möglich, dass genau soviel Musik auf die Scheibe mit einem 6,4 Zentimeter großen Durchmesser passt wie auf die große Schwester, die mit zwölf fast doppelt so breit ist? "Beschränke dich auf das Wesentliche", war das Motto der Entwickler bei Sony, die das System kreierten. Im Gegensatz zu CD-Rekordern, die alle auf dem Original vorhandenen Informationen kopieren, arbeitet der Minidisc-Rekorder mit Datenreduktion. Dadurch kommt die Minidisc mit 140 Megabyte (MB = Millionen Einzeldaten) aus. Auf der CD sind 600 MB untergebracht.

Da das menschliche Gehör nur einen Bruchteil der akustischen Signale wahrnimmt, können "überflüssige" Töne weggelassen werden. Dies können sehr hohe Frequenzen sein, die außerhalb des Hörspektrums liegen, aber auch leisere Töne, die von lauteren überlagert werden - beispielsweise das Zirpen einer Grille neben einem vorbeibrausenden Zug. Auf diese Weise beschränkt sich die datenreduzierte Aufnahme auf Signale, die für einen ungetrübten Höreindruck unverzichtbar scheinen.

Welche Töne das genau sind und ob der Schwund nicht doch den Hörgenuss schmälert, darüber streiten sich die Experten seit Einführung der "Dateneindampfung". "Auch wenn sich mögliche Klangunterschiede im Grenzbereich des Wahrnehmbaren befinden, sollte man sie nicht als Spitzfindigkeit abtun", warnt die Stiftung Warentest (6/99). Besonders die datenreduzierte Aufnahme eines bereits geschrumpften Signals kann demnach kritisch sein. Mit jeder neuen Kopiergeneration summieren sich die Probleme. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Rundfunkübertragungen bereits datenreduziert sind.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, verglichen die Warentester digitale MiniDisc-Kopien bis zur dritten Generation mit den Originalaufnahmen - mit einem überraschenden Ergebnis: Vermeintlich kritische klassische Klavieraufnahmen zeigten selbst bei mehrmaligem datenreduzierten Überspielen nur geringe Klangunterschiede. Bei instrumenten- und dynamikreich gespielter Popmusik ließen sich dagegen deutliche Verfälschungen feststellen. Wer auf größtmögliche Klangtreue Wert legt, sollte auf Kopien der zweiten Generation und auf Aufnahmen datenreduzierter Medien verzichten, lautet daher der Rat. Digitales Überspielen einer Digitalkopie ist im Leistungsspektrum des Gerätes allerdings sowieso nicht vorgesehen, wie ein eingebauter Kopierschutz beweist. Für Kopien der zweiten Generation muss also der Analogeingang herhalten, der in den meisten Fällen auch gut funktioniert.

"Die MiniDisc bleibt in punkto Klangqualität kaum hinter der CD zurück", lautet das Urteil der Stiftung Warentest. Bei Aufzeichnung über den Digitaleingang konnten die Juroren überhaupt keinen Unterschied zwischen Original und Kopie erlauschen. Wer direkt vom CD-Player oder digitalen Rundfunktuner aufzeichne, erhalte quasi ein zweites Original. Auch bei Aufnahmen über den Analogeingang seien die Klangverluste marginal.

Paul Janositz

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